Ich bat sie direkt ins Untersuchungszimmer, wo sie ablegte. Ihre Lustdrüsen unter dem dunkelroten Kamelhaarpulli wagte ich mir gar nicht erst vorzustellen – es hätte mir das letzte Quäntchen Verstand geraubt. „Qu'est-ce que je peux faire pour toi“?, fragte ich. „Was kann ich für Dich tun“? Ich spreche übrigens alle meine Patientinnen mit „Du“ an, weil das die Vertrautheit steigert und die Hemmschwelle senkt. „Un examen tout normal“. Welch eine engelsgleiche Stimme. „Eine ganz normale Untersuchung“. Ich war mit der Anamnese sehr rasch durch und hatte herausgefunden, dass Sandrine mitten in Paris wohnte – so wie ich auch. Mirabelle und ich. Ich dimmte das Licht, was den Kerzenglanz noch magischer erscheinen liess, und komplimentierte die junge Frau hinter die Spanische Wand. Selbstverständlich handelt es sich dabei um eine Pseudo-Übung. Sie würden ja ohnehin alle nackt vor mir liegen, die Frauen, mit geöffnetem Unterleib, ohne Geheimnisse. Aber die Wand vermittelt den Eindruck, dass ich ihre Privatsphäre respektierte, was ich auch tue. In dem Moment schoss es mir heiss durch den Kopf. Hätte ich in all den Jahren die Privatsphäre meiner Patientinnen konsequent eingehalten, würde mir die bevorstehende
Haftstrafe erspart. Dabei bin ich doch nur Dr. Jeanrenaud, ein Mann, der für die Frauen lebt. Ach -
Dann stand Sandrine vor mir, so, wie Gott respektive die Göttin (was soll das Gedöns mit diesem Gott, der in allen Weltreligionen männlich ist?). Es war sowieso eine Frau, eine Alma Mater, eine Ernährende, Schöpfende, Kreierende, Liebende, die uns geschaffen hat. Die Frau in ihrer Vollkommenheit, den Mann als Artefakt mit seinem defekten Y-Chromosom. Aber ein Gott? Gedöns eben – zumindest in meinem vollkommen unerschütterlichen Dr.-Jeanrenaud – Weltbild.
Ich betrachtete Sandrine von oben bis unten, vom Scheitel bis zur Sohle, und mir gefiel, was ich da sah.
Stieftöchterchens Vulva
Der Therapeut
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Stieftöchterchens Vulva
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