Stoaalm

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Michael Müller

Da ist ja unsere Resi! Nun hilf mir sie in den Stall zu treiben."
"Ich sehe aber kein Haus. In welche Richtung soll es gehen?"
"Zum See hinunter und dann über den kleinen Berggrat. Dahinter liegt das Haus."
Es bedurfte keiner großen Anstrengung die Kuh zu treiben. Selbständig schlug sie den zum Haus führenden Weg ein.
Am See nahm er seinen Rucksack auf und beeilte sich, Maria einzuholen. Jetzt kam es ihm so vor, als stiege leichter Rauch hinter dem Grat auf. Offenbar wurde das Nachmahl gekocht. Der Gedanke an ein warmes Essen ließ ihn auch seinen Hunger spüren. Zudem war er neugierig die Reaktion der Eltern auf seinen Besuch zu erleben.
"Es kommen kaum noch Wanderer in die Berge" begann Maria zu erzählen als er sie eingeholt hatte "und damit auch kaum Gäste auf unsere Alm. Als ich noch ein Kind war schliefen oft Burschen und Mädchen bei uns im Haus. Meine Mutter freute sich immer, wenn sie die jungen Leute bekochen konnte."

"Wird sie überrascht sein über meine Anwesenheit?"
"Nein, wir haben mit dir gerechnet."
"Ihr habt mit mir gerechnet? Wie meinst du das?"
"Wir wussten, dass heute jemand kommt. Eigentlich haben wir schon vor drei Wochen gewartet."
Er blieb stehen. Das eben gesagte war ihm nicht geheuer. Seine Wanderung wollte er tatsächlich vor drei Wochen unternehmen, musste sie aber wegen der Erkrankung eines Kollegen verschieben. Nun erfuhr er, dass drei ihm unbekannte Menschen auf ihn gewartet haben - auf einer als "verfallen" gekennzeichneten Alm!
"Bleib bitte stehen! Maria, du musst mir erklären was du damit meinst: ihr hättet auf mich gewartet!"
"Komm weiter. Du nimmst meine Worte viel zu ernst. Hier heroben haben wir selten Besuch. Wenn du hier leben würdest, könntest du verstehen, dass wir immer auf Besuch warten."
Die Antwort war nicht wirklich zufriedenstellend für ihn. Er beschloss aber nicht weiter zu fragen.
Kaum 200 Meter entfernt lag das Haus.

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