O. K. die Aufregung mit Herzklopfen, schweißnassen Händen und konfusem Denken ist im Laufe der Zeit der Freude auf das bevorstehende Date gewichen. Das war allerdings nicht alles, was sie Markus beibringen müsste. Denn da ist noch ihr Ex, der sie mit Geld geködert hatte, für ihn die Beine breitzumachen. Vierhundert Euro hatte er ihr kurz nach der Scheidung für eine Nacht mit ihm geboten. Vierhundert Euro, die sie damals gut gebrauchen konnte. Unterhalt bekam sie nur für ihren Sohn, da sie Gütertrennung vereinbart hatten. Er redete ihr vor der Trauung ein, dass solch ein Ehevertrag das Beste wäre, sollte er mit seiner Firma bankrottgehen. Seither verbrachte Melissa zwei, manchmal auch drei und vier Nächte im Monat mit ihrem Exmann, während Tobias in seinem Zimmer schlief.
<Jetzt aber raus!> Melissa gab sich einen Ruck und tappte Richtung Bad, ohne eine Entscheidung – Markus ihre Verhältnisse zu beichten oder abzuwarten – getroffen zu haben.
Zum nächsten Treffen an einem Samstag hatte Markus Melissa mit ihrem Sohn zu einem Ausflug auf eine Sommerrodelbahn eingeladen. Es war ein schöner Tag, der mit einem gemeinsamen Abendessen in einem Gartenlokal seinen Abschluss fand. Alle drei verstanden sich prima und selbst Tobi meinte, dass Mamas neuer Freund ganz nett wäre. Auch heute bat Melissa Markus mit nach oben in ihre Wohnung. Während seine Freundin ihren Sohn ins Bett brachte, schaute sich Markus ein wenig in der Wohnung um. Ein paar Fotos hingen an der Wand. „Mein Ex mit Tobi!“ kommentierte Melissa, die gerade aus Tobias‘ Zimmer kam.
<Jetzt!?> schoss es ihr durch den Kopf. Sie brachte es nicht fertig, Markus von ihren Verhältnissen zu erzählen, zu groß war ihre Angst, er könnte gehen, hatte es doch so gut angefangen heute, er und Tobi und überhaupt: sie war verliebt.
Die beiden ließen kurz den Tag Revue passieren und tranken dazu den restlichen Wein, der vor drei Tagen übriggeblieben war.
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