Die junge Frau hoffte so, dass ihre Mutter bereits im Bett lag. Martha zog sich die Schuhe aus. Sie betrat gerade die unterste Treppenstufe, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte: „Du bist spät dran, junge Dame!“ Martha senkte den Kopf, ehe sie sich umdrehte. Vor ihr stand ihre Mutter in voller Lebensgröße. Martha entschuldigte sich gleich: „Der Film ging ein bisschen länger. Es tut mir leid, Mama!“ Harriet Stone liebte ihre Töchter über alles auf dieser Welt. Die 43jährige Witwe führte aber auch ein recht strenges Kommando. Harriet war der Meinung, dass Martha eine Ausrede benutzte. Ihre älteste Tochter würde sehr bald erwachsen sein und dann ihre eigenen Wege gehen. Solange Martha aber daheim wohnte, hatte sie sich an Harriets Regeln zu halten. Martha befand sich nun in einer Situation, die der Rebeccas, noch vor Kurzem auf der Leinwand gesehenen, sehr ähnlich war. Harriet wies nach oben, wo sich Marthas Zimmer befand.
William blieb unruhig an der Ecke stehen, an der ihn Martha verlassen hatte. Ihn überkam ein komisches Gefühl, das er nicht loswurde. Martha sah so ängstlich aus, als er ihr die Uhrzeit nannte.
Ihm kam ein Verdacht, der ihn schon vorhin im Kino beschlichen hatte. Willi lief die Straße hinunter.
Im oberen Stockwerk brannte Licht, während der Rest des Hauses im Dunkeln lag. Marthas Zimmer war dort! William hatte sie schon besuchen dürfen, nachdem Martha die Mutter tagelang angebettelt hatte. Harriet Stone mochte William, deshalb erlaubte sie diesen Herrenbesuch. Willi zeigte sich beeindruckt von dieser streng wirkenden Dame. Marthas Mama war eine sehr schöne Frau, die allerdings sehr beherrscht und etwas unterkühlt auf ihn wirkte. Ein merkwürdiges Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. War das ein Schuss, den jemand aus einer Flinte abfeuerte? Willi lief auf die Rückseite des Hauses. Dort hatte Martha schon einmal das Fenster geöffnet, um mit ihrem Verehrer ein paar heimliche Worte zu wechseln.
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