Stundenplan

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Mar, Sascha del

Ich habe beschlossen, meinen Nutten-Look nicht abzulegen. Den brauche ich nachher sowieso gleich. Deswegen habe ich mich nur ein wenig frisch gemacht, meinen seidenen Morgenmantel übergeworfen und bin nach unten gegangen.
In der Küche herrscht geschäftiges Treiben. Geschirr klappert, die Kaffeemaschine macht gurgelnde Geräusche und alle reden durcheinander. Mein Mann, mein Sohn und die beiden Töchter. Ich setze mich, gieße mir Kaffee ein und beginne, ein Brötchen zu schmieren.
Mein Mann stürzt nun hastig den Kaffee hinunter, gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und murmelt etwas von „später werden heute Abend“. Stressiger Job. Er verdient sehr gut und ich muss nicht arbeiten. Trotzdem bin ich ständig gelangweilt. Und ständig geil. Leider interessiert das meinen Mann aber nicht. Muss es auch nicht, denn ich sorge selbst für Abwechslung.
Gedankenverloren stehe ich auf, dabei öffnet sich der Bademantel ein wenig. Erschrocken ziehe ich ihn wieder zurück und hoffe, dass die Kinder nichts von meiner Reizwäsche bemerkt haben. Doch sie diskutieren wild gestikulierend durch den Raum und haben nichts gesehen. Ich beginne ihnen die Pausenbrote zu schmieren.

 

 

 

 

08.15 Uhr

Ich bin endlich allein. Die Küche sieht aus wie ein Schlachtfeld. Ich räume das Essen in den Kühlschrank und die schmutzigen Teller in den Geschirrspüler. Es ist jeden Tag derselbe langweilige Trott.

08.30 Uhr

Noch während ich die Küche aufräume, klingelt es. Es ist bestimmt Martin – unser Postbote. Er klingelt drei oder vier Mal die Woche persönlich bei uns – nachdem alle weg sind. Er hat mitbekommen, dass ich vormittags regelmäßig und heimlich Kunden empfange. Dafür, dass er meinem Mann nichts verrät, bekommt er immer eine Nummer gratis.

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