Sein linkes Auge war verschwollen und alles damit Gesehene schien konturlos.
Mit dem Rechten erkannte Ulrich ober ihm, mit der Decke des Zimmers fugenlos abschließend, eine längliche, weiße Glasscheibe. Dreiviertel der Scheibe waren dunkel, der restliche Teil von einer dahinter befindlichen Glühbirne schwach erhellt. Das Licht dieser Deckenlampe ließ ihn nur wenige Einzelheiten seiner Umgebung erkennen.
Das Bett in dem er lag war mit frischem, weißem Baumwolltuch überzogen. Es erinnerte ihn zunächst sehr an das Bett, in dem seine Mutter die letzten Monate ihres Lebens verbracht hatte. Ihr Bett, erinnerte er sich weiter, stand in einem Pflegeheim. Seines wird wohl eher - es war eine pure Vermutung von ihm - seines also, wird wohl eher das im Zimmer eines Krankenhauses sein.
Der linke Ärmel seines ebenfalls weißen Nachthemdes war über die Armbeuge hochgeschoben. In dieser steckte, mit Heftpflaster fixiert, eine Nadel. Ein dünner Kunststoffschlauch verband die Nadel mit einem Beutel der, zur Hälfte mit klarer Flüssigkeit gefüllt, auf einem chromglänzendem Gestell neben seinem Bett, etwa 80cm seitlich über seinem Kopf hing. Offenbar war ein längerer, liegender Aufenthalt in diesem Bett für Ulrich vorgesehen worden. Auch aus Penis und Anus führten Kunststoffschläuche, waren aber, so hatte er den Eindruck, von unterschiedlichem Durchmesser Von seinen Füßen bis unterhalb des Brustkorbes war sein Körper unter einer grauen und wie er auf der nackten Haut seiner Beine spürte, rauen Decke verborgen. Als er mit seiner rechten, nadelfreien Hand über die Decke streichen wollte, merkte er, dass ihm dies nicht möglich war. Ein kalter, metallener Reif lag um sein Gelenk. Von diesem Reif führte eine dünne aber starke Kette unter die Matratze seines Bettes und war an dem Bettgestell aus Stahlrohr festgemacht.
Sünde - Der Versuch einer Befreiung - Teil 1
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