Er fand sich vor die Wahl gestellt, dieser Pflicht militärisch oder zivil nachkommen zu können. Wieder war es seine Mutter, die ihm eine Entscheidung abnahm. Eingedenk der Schilderungen - vor dem Mithören dieser blieb sie selbst während ihres sporadischen Kontaktes mit Männern, auch Zusammentreffen in der Pfarrgemeinde bildeten dabei keine Ausnahme!, nicht verschont - rauer Umgangsformen und -sprache der Soldaten, der in den Unterkünften üblichen derben Witze im speziellen die körperliche Vereinigung von Mann und Frau betreffend, entschied sie, Ulrich möge sich zum Zivildienst melden.
So meldete sich Ulrich also frühzeitig und wenn auch nicht ganz dem Sinne des Wortes entsprechend freiwillig, zur Ableistung des Zivildienstes. Seine Dienste wurden einer Organisation zur Verfügung gestellt, deren Aufgabe die Betreuung alter, meist bettlägriger Menschen in deren Wohnung war.
Ulrichs Mutter war leicht beunruhigt. Sie sah die Gefahr, dass selbst Alter oder Siechtum Menschen nicht unbedingt davon abhalten könnten, ihren Sohn zur Sünde oder sündhaften Gedanken zu verleiten.
Dies trat aber nicht ein und Ulrich diente zwölf Monate ohne Schaden an seiner Seele zu nehmen.
Unterstützt wurde dies auch durch den Umstand, dass andere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dieser Organisation mehrheitlich ein Alter erreicht hatten, das die Unterscheidung wer den nun wen betreut einem nicht eingeweihtem und unvorbereitetem Beobachter schwer gefallen wäre. Ulrich, die von der Gesellschaft erwartete Pflicht erfüllt, suchte nun eine Arbeitsstelle. Nach kurzer Zeit fand er eine solche auch. Bereits drei Monate nach Beendigung seines Zivildienstes trat er ins Berufsleben als Mitarbeiter in der Verwaltung eines international tätigen Konzerns ein.
Sünde - Der Versuch einer Befreiung - Teil 3
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Sünde - Der Versuch einer Befreiung - Teil 3
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