Der Trank wirkte nicht nur schnell, sondern auch überaus effektiv. Fürst Olegs Kopf wurde immer schwerer, sank langsam auf die Tischplatte, auf der er reglos liegen blieb. Igor hatte ihm eine spezielle Mixtur verabreicht, die auch schon seine Großmutter zur Schmerzlinderung benutzte. In dem kleinen, kasachischen Dorf flüsterten sich die Leute zu, dass Igors Oma eine Hexe sei. Dieses dumme Gerede rührte daher, dass Svetlana über enorme Kenntnisse der Naturheilkunde verfügte. Die scharfsinnige Frau wusste alles über die verschiedenen Kräuter, die sie im Wald pflückte, danach trocknete, um sie letztlich als Heilmittel einsetzen zu können. Die weise Frau kannte sich auch mit jenen Pflanzen aus, die eine toxische oder berauschende Wirkung entfalteten, wenn man sie im richtigen Verhältnis mischte. So gelang es Igor einen Schlaftrunk anzurühren, der den Fürsten für viele Stunden außer Gefecht setzen sollte. Schlafmohn, Hanf und der schwere Rotwein genügten, um den Fürsten auszuschalten und für längere Zeit ins Reich der Träume zu schicken. Igors Züge drückten Verachtung aus, als er noch einmal das aufgedunsene Gesicht des Fürsten ansah. Dieser verkommene Mensch sollte Sophie keinen Kummer mehr bereiten! Igor sputete sich. Er wollte keine Zeit verlieren, und die Gefangenen endlich von ihrem schweren Los befreien. Igor hatte im Moment freie Bahn, da seine Kameraden bezecht waren, wie fast immer um diese Zeit. Es war finsterste Nacht, und die Zeiger der Wanduhr gingen in Richtung Geisterstunde. Wie ein Gespenst schlich Igor durch die schwach beleuchteten Gänge des Hauses. Er durfte weder gesehen, noch gehört werden. Igor bewegte sich vorsichtig, setzte behutsam einen Schritt vor den anderen. Seine Hand ruhte auf dem Dolch, der nur auf seinen Einsatz wartete. Igor war völlig klar, dass er auf der Hut sein musste!
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.