„Ich sag dir jetzt mal was“, ihr Ton war scharf und schneidend, „das hier war jetzt meine soziologische Feldstudie und merk dir eines: Man kann eben doch nicht alles mit Geld kaufen“. Damit stand sie auf und rauscht ab, kam allerdings noch mal kurz zurück, um 3,- Euro für den Kaffee auf den Tisch zu werfen.
Wie benommen starrte er lange ins Leere, während ihr guter Geruch noch spürbar in der Luft lag. Es war nicht irgendein Parfüm, sondern ein Parfüm an IHR, was diesen Duft ausmachte. Er konnte sie im wahrsten Sinne gut riechen!
Danach schlich er bedröppelt nach Hause an diesem Abend. Nicht eine Sekunde dachte er über einen zweiten Versuch nach, eine Frau rumzubekommen. Und an diesem Abend fasste er einen Entschluss: Zeit für sein „Viertes Leben“ nach Kinder-/Jugendzeit, seiner Zeit als Businessmann und als planlos vor sich hin taumelnden Lebemann.
Schon am nächsten Tag verkaufte er seinen „Lambo“ und holte sich einen gehobenen aber unauffälligen Mittelklassewagen. Unverzüglich begann er diesem bezaubernden Wesen den Hof zu machen. Etwa fünf Wochen ergebnislos. Er musste dabei hart an sich halten, dies mit den richtigen Methoden zu machen. Natürlich hätte er ein Flugzeug chartern können, dass stundenlang über der Stadt rumgekurvt wäre, mit dem Banner „Sonja, verzeih mir“ im Schlepp. Er hätte ihr auch 1.000 Rote Rosen schicken könne, das wäre seine leichteste Übung gewesen. Aber er wusste genau, so würde er ihr Herz nicht erobern. Nein, seine Annäherungen waren viel zarter, aber dennoch konsequent erfolglos. Er schrieb ihr unzählige Briefe. Natürlich mit der Hand. Sie wies ihn ab und das auf eine eindeutige Art, die auch beim besten Willen nicht als kokettieren missverstanden werden konnte: Sie ignorierte ihn.
Einen ersten Hoffnungsschimmer schöpfte er erst, als einer seiner unzähligen Briefe, die er immer bei ihren kichernden Kolleginnen im Reisebüro hinterlegte, denn er kannte weder ihren Nachnamen noch ihre Adresse, beantwortet wurde.
schreibt Amorelio