Das Teufelchen auf meiner linken Schulter bekam einen gedanklichen Schups und landete wild fluchend hinterm Sofa. Dann wurde es still auf meinen Schultern und das Engelchen auf meiner rechten, gab mir ein Küsschen auf die Wange.
„Was ist nun, kommst du?“, fragte Chris, weil er mich in Gedanken sah.
„Ja klar! Moment eben, ich zieh mir was anderes an.“
****
Ein breites Rolltor fuhr elektrisch, knatternd nach oben. Für mich war es einfach eine große Garage, die als Halle diente. Für Autofans war es wie das Tor zum Paradies. Autos interessierten mich noch nie wirklich. Mir war es egal, ob sie groß oder klein, hoch oder tief waren, viel oder wenig Pferdestärken unter der Haube hatten. Niemals würde ich mir einen Typen klären, weil er eine geile Karre fuhr. Für mich gab es, wie wohl für die meisten Frauen typisch, nur die Unterscheidung nach hübsch oder eben nicht.
So ging es mir hier auch. Mir sagten die vielen Embleme, die verchromten Felgen nichts, mit denen mich die geschätzt neun Autos beeindrucken wollten. Chris fütterte mich mit Informationen zu jedem einzelnen Fahrzeug. Jedes einzelne hatte seine ganz persönliche Geschichte. Er würde nicht eine Sekunde zögern, mir jedes zu überlassen, wenn ich nur ‚ja‘ sagen würde. Und seinem Gesichtsausdruck zur Folge, wäre es ihm völlig egal, wieviel Wert meine Wahl gehabt hätte.
Wir waren fast durch mit unserer Besichtigungstour, die einer Werbeveranstaltung für Luxusfahrzeuge glich. Mir klingelten schon die Ohren von den Vorzügen der Karossen. Doch bei Chris war deutlich zu erkennen, dass er immer enttäuschter wurde, weil er mich mit seiner Sammlung nicht begeistern konnte.
„Und was ist das da hinten, unter der Decke?“
„Ach das … ein kleiner, den ich Falks Mutter zur Entbindung schenken wollte. Sie hat ihn nie bekommen, weil sie meinen Sohn nicht wollte. Damit hatte sie ihn auch nicht mehr verdient.“
„Zeigst du ihn mir?“
„Wenn du unbedingt willst. Ich wollte ihn schon verschrotten lassen. Er ist schon fast vier Jahre alt, hat aber gerademal 22 Kilometer auf dem Tacho, damit war er mir dann doch zu schade, um ihn einfach zu entsorgen.“
Chris ging zu dem Laken, entfernte einige der Gewichte, die es auf der Erde hielten und hob es langsam an. Falk klammerte an meiner Hand, weil er bestimmt um Längen aufgeregter war, als ich.
Dann war es freigelegt, ein schneeweißes Audi Cabrio. Ich erkannte es an den vier Ringen und dem unverwechselbaren Frontgrill. Ein Frauentraum in Weiß, mit schwarzen Leder-Sportsitzen. Audi und BMW, waren das nicht die Marken, die sich fast jede Frau wünschte zu fahren? Mir reichte was ich sah, um zu beurteilen, dass dieses Auto eindeutig in die Kategorie ‚hübsch‘ fiel.
„Der ist ja schick!“
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.