Symbiose, Trennung und Abreise

Sie merkten nicht, dass sie dabei fast immer von Andreusz, eingehüllt in seinen schwarzen Umhang, sich in eine Nische oder in einen Schatten drückend, beobachtet wurden. Es geschah nichts im Schloss, ohne dass er es wusste. Er sog ihre Gefühle, ihre Schmerzen und ihre Lust gierig in sich ein, er erhielt sich und seinen unbändigen, bösen Geist damit am Leben.
Am Abend kam Sturm auf. Der Regen peitschte über die Landschaft, der schwarze Fluss trat fast aus den Ufern. Über die Brücke preschte eine Kutsche, der Kutscher ließ seine Peitsche auf den Pferderücken tanzen, die Pferde bäumten sich auf und wieherten laut. Die Kutsche wurde von einigen schwarzen Vögeln und unzähligen Fledermäusen begleitet. Dunkle Schleier verdunkelten den Mond und es war das Geheule und Bellen von Hunden zu hören. Die Kutsche entfernte sich vom Schloss.
Einige Dorfbewohner schleppten sich trotz des Unwetters, wie jeden Abend wieder in Richtung des Schlosses. Es waren blutarme, ausgelaugte, wankende Gestalten, die mit tief in den Höhlen liegenden Augen nur auf ihr Ziel, das Schloss, gerichtet waren. Sie registrierten gar nicht, dass es im völligem Dunkel lag, das Tor und die Fensterläden geschlossen waren. Die ersten, die ankamen, kratzten an dem Holz, fielen auf die Knie oder sanken einfach nur so zu Boden. Die Letzten blieben auf der Brücke stehen und starrten ungläubig hinüber.
Sie begriffen langsam, dass es offenbar vorbei war.
Über sie hinweg flogen dunkle Schleier und verdeckten teilweise den Mond. Die Gestalten der Finsternis trieben nach Osten ab, die Weite Russlands suchend. Zwei dieser seelenlosen Wesen, Danielle und Jonas, jedoch hielten sich fest umschlungen und hoben sich dadurch von der Meute ab, dass sie sich in eine andere Richtung, treiben ließen. Sie trieb die Hoffnung an, dass sie sich von Andreusz so weit wie möglich entfernen könnten. Sie wurden zwar von einigen kreischenden Fledermäusen gejagt, konnten jedoch im Schutze von dunklen Wolkenbänken entkommen.

Doch auf wie lange?