Tattoo art

Lost in transformations - Teil 2

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Yupag Chinasky

Den Kopf hat sie in Richtung Fenster gedreht und schaut hinaus. Sie blickt hinauf zum Himmel, der nun schwarz geworden ist und auf die Glitzerstadt, die heute intensiv leuchtet und die sie so, von so hoch oben, noch nie gesehen hat und weiter auf den Horizont mit dem kleinen, weißen Kegel des heiligen Berges, der ein eigenes geheimnisvolles Licht zu besitzen scheint. Die Frau gibt sich gelassen, ist aber dennoch angespannt, denn sie weiß, was auf sie zukommt. Sie weiß aus den Gesprächen mit dem Fotografen, dass der Meister mit seinen scharfen Werkzeugen ihre Haut bearbeiten wird, dass er präzise Stich um Stich, Schnitt um Schnitt setzen und dann Farbe in die Wunden einreiben wird. Sie weiß, dass diese Farben Schmerzen verursachen, dass die Haut brennen und jucken wird und dass sich Entzündungen bilden können, die erst nach einigen Tagen wieder abklingen. Der Fotograf, ihr Entdecker und Förderer, der auch gerne ihr Liebhaber sein möchte, hatte ihr das alles ausführlich erklärt und keinen Zweifel gelassen, dass die Prozedur unangenehm und schmerzhaft sein würde. Sie hatte aufmerksam zugehört und dann gesagt, dass ihr das nichts ausmachen würde. Sie könne Schmerzen ertragen, da bräuchte er sich keine Gedanken machen. Sie hatte dem Angebot zugestimmt, denn das Honorar, das der Alte bezahlen wird, ist hoch, aber ihr Lohn wird mehr sein als nur ein prall gefüllter Umschlag. Sie wird die stolze Trägerin eines einmaligen Kunstwerks sein, eines Unikats des berühmten Meisters auf ihrer Haut, der in einschlägigen Kreisen großes Ansehen genießt, wie ihr der Fotograf versicherte. Ein solches Tattoo würde ihren Marktwert als Fotomodell und Tänzerin und Stripperin, falls sie diese Karriere beabsichtige, bedeutend steigern.
Nun wird der Meister gleich mit seiner Arbeit beginnen und sie hat sich fest vorgenommen, die kommenden Stunden klaglos zu überstehen.

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