Tattoo art

Lost in transformations - Teil 2

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Yupag Chinasky

Sie hat auch ein Mittel gefunden, um ihre Angst zu vertreiben und sich ein wenig unempfindlicher gegen die Schmerzen zu machen, vor denen sie sich trotz aller Beteuerungen fürchtet. Der Hinweis des Fotografen auf den Reiswein, in dem sie sitzt, hatte sie auf den Gedanken gebracht, sich mit Alkohol ein ganz klein wenig zu betäuben, sich damit ein ganz klein wenig zu immunisieren. Während der tattoo artist sich überlegt, wo und wie er sein Kunstwerk platzieren soll und der Fotograf seine Kamera prüft, schöpft sie erneut ein wenig Sake mit der hohlen Hand und trinkt ihn in kleinen Schlückchen. Es ist ein guter Sake und er schmeckt ihr fast so gut, wie der alte Rum, den sie aus ihrer Heimat kennt. Der Tattoomeister spürt ihre Anspannung, kann ihre Angst verstehen und streicht ihr sanft und beruhigend mehrmals über die Haare und die Schultern. Er möchte am liebsten gar nicht aufhören, über diese Haare zu streicheln und diese seltsame, dunkle Haut zu berühren. Auf einer solchen Haut hat er noch nie gearbeitet, eine solch ungewöhnlich schöne Frau hat er noch nie unter seinen Messern und Sticheln gehabt. Auch er spürt eine Anspannung, eine neue Herausforderung, trotz seines Alters, trotz seiner Erfahrung. Der jungen Frau haben die paar Schlückchen und die wenigen Streicheleinheiten gutgetan. Nun liegt sie tatsächlich ruhig und entspannt in ihrem nassen Bett, lässt das, was auf sie zukommt, unbesorgt. Sie muss jetzt nur noch dafür sorgen, dass dieser schwebende Sorgloszustand, diese wohlige Trance, erhalten bleibt. Das sollte kein Problem sein, es ist ja genügend Sake vorhanden.
Der tattoo artist beginnt mit seiner Arbeit. Auf der braunen Haut entsteht nach und nach das Bild eines Drachens, eines geflügelten Wesens mit grüner Haut und schwarzen Konturen. Es soll ein Uwibami werden, ein Fabeltier, das aus den Wolken kommt und die Menschen angreift.

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