Tattoo art

Lost in transformations - Teil 2

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Yupag Chinasky

Erst dort, im sicheren Hafen, fängt sein sich windendes Zungentier an, Reiswein in den Mund zu befördern. Der schrille Fotograf säuft wie ein Hund. Er schlabbert und schlürft laut und ungeniert, wie einer der Proleten beim Festessen der Viridiana. Die rastlose Zunge drängt sich immer wieder an den Hügeln und den steilen Kanonen vorbei in die Tiefen der Bikini Bay, wühlt und schlängelt dort, zieht sich dann zurück in den Mund und nimmt ein paar Tröpfchen des begehrten Trankes mit. Dort werden sie gierig verschluckt, ehe das Zungentier sich erneut auf seine Tauchfahrten begibt. Es dauert, bis der Schrille auf sein Quantum kommt. Der Tätowierer wartet wütend bis der Schrille seinen Pegel erreicht hat. Er ärgert sich, dass der das darf, schlabbern, lecken, alle warten lassen, ihn und die Herrin des Hafens kirre machen. Die Frau vibriert leise und rutscht auf ihrem Hintern hin und her, während der Schrille triumphiert. Er darf in der Tat alles. Er nimmt sich jedenfalls heraus, was er will. Er ist ein Siegertyp. Er ist erfolgreich. Der Erfolg heiligt die Mittel. Erfolgreichen wird alles verziehen. Diesen kleinen, mickrigen Erfolgreichen bremst weder der ungeduldige Blick des Tätowierers noch der indignierte Gesichtsausdruck der Mulattin, die sein Gesabber höchst unschicklich und lästig findet, die aber nicht verhindern kann, dass es sie erregt und aufgeilt. Aber der Schrille schaut weder in das Gesicht der einen noch in das des anderen. Er konzentriert sich auf den Hafen, auf den Sakemeerbusen, auf die abwehrschwachen Befestigungsanlagen, die sanften Rundungen der Berge, die unergründliche Tiefe des Tals und auf den köstlichen Sake. Er taucht und forscht und schlabbert, wie ein durstiger Hund, wie eine sich suhlende Sau. Der Tätowierer wartet, die Frau erduldet. Sie muss erdulden, nicht nur das Gelecke des Fotografen, auch das Gestichele des Tätowierers.

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