Tattoo art

Lost in transformations - Teil 2

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Yupag Chinasky

Er wird sie an die Wände seiner Wolkenwohnung hängen und sich an ihnen ergötzen, Tag für Tag, Tag und Nacht, wann immer er will, wann immer ihn die Lust überkommt.  
Der Transformator, an den diese hohen Erwartungen gestellt werden, sitzt wie immer Tausende Kilometer entfernt vor seinem Computer. Er wertet die Bilder aus, die der schrille Fotograf ihm zuschickt. Das Mädchen in der gläsernen Wanne vor den Fenstern im Abendrot ist eine leichte Übung. Routiniert sucht er sich die besten Bilder aus und führt gekonnt und ohne viel<y nachzudenken, die wenigen, aber notwendigen Verbesserungen durch. Er passt hier den Ausschnitt an, verstärkt dort die Kontraste, optimiert auf dem einen die Gradationskurve, intensiviert auf dem anderen die ohnehin schon kräftigen Farben, entscheidet sich für eine partielle Aufhellung an der einen Stelle und für eine differenzierte Abschwächungen an einer anderen. Viele Bilder, im Gegenlicht aufgenommen, sind dunkel, kontrastreich, geheimnisvoll. Braune Haut ist schöner als helle Haut, findet er, dunkelhäutige, exotische Mädchen sind allemal attraktiver als die bleichen, nördlichen Blondinen. Er findet sie sogar attraktiver als die gelblichen Suzy Wongs, die das Blut durchaus in Wallungen bringen können. Aber dunkle Schokolade ist nun mal schmackhafter als weiß-bleiches Eisbein oder Tofu. Nach der ersten Phase konzentrierten Arbeitens macht er, wenn auch nur halb zufrieden eine Pause. Die Bilder sind gut und schön, keine Frage, aber es ist Beautydurchschnitt, geeignet für Hochglanzmagazine, aber keine Kunst, wie er sie sucht. Und vor allem, wo bleibt das Tattoo? Er nimmt die stets griffbereite Flasche aus dem Regal über dem Computer. Diesmal soll Sake seine Phantasie beflügeln und seine Arbeitslust stärken. Der Mäzen hatte ihm vor längerer Zeit diesen neuen Auftrag, wie immer per E-Mail, mitgeteilt.

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