Diese Herausforderung hatte er gemeistert. Da die geniale Software auch in der Lage ist, den Körper dreidimensional darzustellen, kann er sein Modell nach Belieben drehen und wenden, Details heranzoomen, Varianten ausprobieren, sie übernehmen oder verwerfen. Seine linke Hand liegt entspannt auf der Tastatur, bereit, die notwendigen Befehle einzugeben, mit der rechten führt er die Maus. Nun ist er so weit, nun kann er beginnen. Die Arbeit verlangt höchste Konzentration und Präzision. Er übernimmt Teile aus den Vorlagen des Fotografen, kopiert sie auf seine Haut, verändert sie, zeichnet eigene Linien, füllt farbige Flächen, korrigiert Unregelmäßigkeiten, verbessert hier, verstärkt dort. Es ist die schwierigste Arbeit, die er sich bisher vorgenommen hat und es soll das beste Bild werden, das er je geschaffen hat. Sein Bild wird besser sein als die Ablichtungen des Fotografen, sein Tattoo wird besser sein als die Realität des alten tattoo artists, sein künstliches Modell wird überzeugender sein als die lebende Frau. Er wird beweisen, dass Jugend vor Alter, Technik vor Erfahrung kommt und dass seine Scheinwelt die reale Welt übertrumpft.
Auf der Haut des virtuellen Modells nimmt nun auch sein Drache Gestalt an. Das rechte Bein löst sich in filigrane Strukturen auf, die eine wohlgeformte Brust umklammern. Drachenzehen umfassen die Brustwarze wie eine große, feste, dunkelbraune Nuss. Das linke Bein verliert sich auf dem Rücken, verschwindet wie in einer Nebelbank. Der grüne Leib ist fein heraus ziseliert. Jede Schuppe ist sichtbar, man meint über eine Krokohaut streichen zu können und deren Rauheit zu fühlen. Die Flügel sind kurz davor, sich zu entfaltenden, man möchte sie ergreifen und vollends ausbreiten. Auch bei seinem Drachen schmiegen sich die Vorderbeine um den Hals des Modells und der Kopf erstreckt sich auf seine Wange.
Tattoo art
Lost in transformations - Teil 2
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