Er springt auf, greift zu der Flasche mit dem Sake über sich. Schnell, schnell, gleich wird er klar denken und klarsehen. Gleich wird er merken, dass alles nur Einbildung ist, nur eine Überreaktion seines überreizten Hirns, die Ausgeburt seiner blühenden Phantasie, eine Folge der großen Anspannung, in die er sich versetzt hat. Doch als er aufspringt und seine Hand ausstreckt, zittert diese so, dass er die Flasche anstößt. Er kann sie nicht ergreifen, nicht festhalten, sie kippt, stürzt vom Regalbrett, wird im Fallen von der nachfassenden Hand noch abgelenkt, in ihrer Fallrichtung verändert, aber er kann nicht verhindern, dass die schwere Flasche auf den Monitor kracht. Ein Knall, das Geräusch von splitterndem Glas, erneut abgelenkt fällt die Flasche weiter, schlägt auf die Tastatur, ein zweiter Knall und dann noch ein drittes Krachen, als sie auf dem Fußboden ankommt und dort zersplittert.
Während die Flasche fällt, in diesem Bruchteil einer Sekunde von der Länge eines Wimpernschlags, ereignet sich noch etwas Unfassbares. Eine weitere Ungeheuerlichkeit spielt sich vor den Augen des fassungslosen digital artists ab, ein neuer Schreck durchzuckt seinen Kopf und fährt in seine Glieder. In dem Moment als der Bildschirm zerspringt, leuchtet das Bild des Drachens intensiv auf. Doch nicht nur das. Das Untier löst sich aus den blutroten Schlieren, die es übertünchen und fesseln, es flieht aus seinem Gefängnis bevor es verblutet. Der Lindwurm verlässt den Monitor, bevor er stirbt und lässt diesen schwarz und zersplittert zurück. Der digital artist sieht, wie sein Bild in voller Schönheit erstrahlt. Deutlich und plastisch sieht er alle Details, die er selbst geschaffen hat. Der Körper wird immer größer, die angelegten Flügel entfalten sich, aus dem Maul dringt die rote Zunge, aus den Nüstern schlagen feuerrote Flammen und das zornige Auge, der böse, hinterhältige Blick aus diesem Auge, ist direkt auf ihn, den Schöpfer gerichtet.
Tattoo art
Lost in transformations - Teil 2
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