Diese Zeit der Untätigkeit wird für den geilen Alten zur Qual, der sich an die Vase presst und so versucht, seine Erregung abzukühlen und zugleich aufrecht zu erhalten. Er sieht, dass der Tätowierer zur Salzsäule erstarrt ist. Er sieht, dass der Fotograf ungewohnt ruhig in seine Kamera stiert. Er sieht, wie das leidende Mädchen nun angestrengt zu ihm hinschaut. Der Alte sieht den Stillstand und weiß nicht, warum sich nichts mehr tut. Wenn die beiden mit ihrer Arbeit fertig sind, warum räumen sie dann nicht den Platz an der Wanne, damit er in Aktion treten kann? Worauf warten die noch, worauf wartet er noch? Wartet das Mädchen nicht auf ihn? Ist nicht jetzt seine Zeit endlich gekommen? Soll er aufstehen und sich dem Zentrum aller Aufmerksamkeit, dem Mittelpunkt des kleinen Universums nähern? Voller Gier und Verlangen starrt er auf die junge Frau in der Sakewanne und so ist er es, der geile Alte, der als erster bemerkt, dass in ihr eine Veränderung vorgeht. Er sieht, wie sie unruhig wird, wie ihre Augen sich weiten, wie sie sich mit Angst füllen und wie sie an ihm vorbei starrt. Der Alte dreht sich um schaut hinter sich, schaut hinaus aus dem Fenster in die Ferne. Er kann nichts Ungewöhnliches erkennen. Es ist eine Nacht wie viele andere. Es ist freilich ein faszinierender Anblick für jemanden, der ihn nicht kennt. Abertausende Lichter der Stadt glitzern, der Himmel, voller dramatischer Wolken, ist von ihrem Widerschein aufgehellt und am Horizont leuchtet ganz sanft, aber überaus deutlich, der heilige Berg. Dieser Blick kann keine Angst erregen, da ist sich der Alte sicher, aber Angst hat das Mädchen, Angst vor etwas in ihrer Umgebung. Hat sie Angst vor der scharfen Klinge an ihrer Halsschlagader? Hat sie Angst, dass die Hand des tattoo artists ausrutschen und das Messer tiefer als vorgesehen in ihre Haut eindringen könnte? Aber diese Furcht hatte sie doch die ganze Zeit über nicht gezeigt.
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