Widerstrebend löst er den Blick von dem eng begrenzten Ausschnitt des Suchers und schaut erst in das versteinerte Gesicht des Tätowierers, dann in das der jungen Frau. Zu seinem großen Erstaunen bemerkt er, wie diese voller Angst in Richtung Fenster schaut. Noch während er sich fragt, was sie so verändert hat, warum sie ihre Gelassenheit aufgegeben hat, hörte er hinter sich ein splitterndes Geräusch, dann Keuchen und Stöhnen. Er will sich spontan umdrehen, merkt aber rechtzeitig, dass er sich erst neu ausrichten muss, dass er sich festhalten muss, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Rasch legt er die Leuchte auf den Beckenrand und stützt sich mit der nun freien Hand ab. Dann dreht er sich halb um und sieht den Grund für das Entsetzen des Mädchens. Er sieht den verrückten Alten, der einem Faun gleich, nackt, mit einer dämonischen Fratze auf seinem Leib, den steil aufgerichteten, roten Stab seiner Männlichkeit in beiden Händen, vor dem Fenster herum hüpft. Er sieht auch die Ursache des splitternden Geräusches, die Scherben der weißen Vase auf dem Fußboden. Und dann sieht er in aller Deutlichkeit, wie der tanzende Satyr auf ihn zu kommt, sich dabei erleichtert, sich befriedigt, sich befleckt, wie dieser alte Mann einen schier unglaublichen Satz in die Höhe macht, dabei erneut aufschreit und sodann zu Boden stürzt. Der Fotograf, gewohnt rasch zu reagieren, hat noch im Umdrehen den Auslöser der Kamera gedrückt und ein Bild nach dem anderen von dieser irren Szene gemacht. Ein weiterer Schrei in seinem Rücken veranlasst ihn, sich wieder zurückzuwenden, zu der Frau, die diesen Schrei ausgestoßen hat. Und nun hat der Fotograf die Szene vor sich, nach der er die ganze Zeit gelechzt hat. Er bekommt in allen Einzelheiten mit, wie die Wanne zum gläsernen Katafalk wird, wie sich in seiner unmittelbaren Nähe, direkt auf Armeslänge vor ihm, Ungeheuerliches, Unfassbares abspielt.
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