Nach einem Schlückchen verraucht der Zorn des Meisters für eine Weile und der Schrille hält sich zurück. Doch schon bald geht das Spielchen von neuem los. Der eine will sich ungestört auf seine heikle Arbeit konzentrieren, der andere will seine Arbeit ebenfalls bestmöglich erledigen. Beides geht nicht gleichzeitig und so fängt der Fotograf wieder an, sich vorzudrängen, sich unbeliebt zu machen und der Tätowierer sagt schließlich doch etwas, heftiger als gewollt, wütender als beabsichtigt. Er weist das Bürschlein in seine Schranken und das regt diesen so auf, dass er nun auch zu dem universalen Beruhigungsmittel greifen muss, dass auch er den Stoff der Träume will, den er bisher gemieden hat. Doch greifen ist das falsche Wort. Der Schrille kommt auf einmalige, höchst bemerkenswerte Weise zu seiner Sakeration. Er will nicht nur trinken, um sich zu beruhigen, er will auch Tuchfühlung zu dem Objekt seiner Begierde aufnehmen, zu seiner Mulattin, wenn auch nur kurzfristig, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Tuchfühlung ist wieder das falsche Wort, Hautfühlung müsste es heißen. Er will das tun, was der Tätowierer andauernd macht, er will diese wunderschöne, braune Haut berühren, nicht mit den Fingern oder gar mit einem Stichel, nein mit seinen Lippen will er die Schokoladenhaut karessieren. Er kniet sich neben die Wanne, dem tattoo artist gegenüber, neigt den Oberkörper, nähert sein Gesicht sowohl der Sakeoberfläche als auch der Meerjungfrau. Dann, kurz bevor er sein Ziel erreicht hat, den Meerbusen, streckt er weit seine Zunge raus, seine rote, schmale Zunge mit weißlichem Belag, taucht sie in den Schnaps, dirigiert sie zu dem Naturhafen, der von den beiden halb eingetauchten Halbkugeln gebildet wird. Seine naschhafte Zunge umspielt die Hügel, wandert ein wenig an ihnen hoch, taucht ein wenig seitlich ab, leckt dann an den braunen Knospen, den hoch aufgerichteten Kanonen knapp über der Sakeoberfläche, die den Zugang zum Inneren des Hafens bewachen, tanzt um diese beiden goldenen Kälber der Weiblichkeit und schlängelt sich schließlich in das Tal der Träume, in die Bucht der Seligkeit.
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