Einer, der die Inszenierung genießt, ist der schrille Fotograf, dieses Mal mit roter Irokesenfrisur, grüner Latzhose und bunt kariertem Hemd. Seine Sonnenbrille ist auffallend schlicht, eine Nickelbrille à la Araki oder John Lennon. Er räumt den Schemel weg, auf dem die Venus gewartet hatte, hebt den Bademantel auf, den sie so lasziv auf den Fußboden hatte gleiten lassen und beginnt dann mit seiner Arbeit und man hört nur noch den Verschluss seiner Kamera. Er arbeitet effizient und schnell. Er muss das schwindende Licht einfangen, die seltsame, geheimnisvolle Stimmung festhalten, bevor er eigenes Licht benötigt und mit seinen Leuchten und Blitzen die romantische Atmosphäre verändert. Er kann sich ganz auf die Frau konzentrieren, muss ihr kaum Anweisungen geben, kaum Anregungen übermitteln. Sie ist ein gutes Modell, ein Naturtalent, eine die selbst die besten Stellungen, die vorteilhaftesten Posen findet. Er kennt sie, wenn auch noch nicht lange. Er hat ihr diesen Auftritt vermittelt. Ihm hat sie zu verdanken, dass sie an diesem Abend viel gutes Geld nach Hause bringen wird. Dafür muss sie ihm dankbar sein und ihr Bestes geben, hier und später, wenn das Happening vorbei ist und sie bei ihm oder bei ihr den Erfolg feiern. Ihr vorerst Bestes gibt sie in der Tat. Sie dehnt und streckt sich, planscht ein wenig, steht auf, wackelt mit allem, was ihr zum Wackeln gegeben ist, posiert und positioniert sich immer wieder neu. Der Fotograf drückt ab, bannt ein Bild nach dem anderen auf den Speicherchip, die Kamera kommt nicht zur Ruhe, er kommt nicht zur Ruhe, der Schokotraum in der Glaswanne auch nicht. Aber irgendwann ist dann doch Schluss, das Licht ist zu schwach geworden und die beiden haben alle Varianten, die in einer solchen Situation möglich sind, durchgespielt. Der Schrille macht eine Pause und das Mädchen fragt ihn, was das denn für ein Saft sei, in dem sie sitzen muss.
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