Tattoo art

Lost in transformations - Teil 2

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Yupag Chinasky

Mehr Geräte braucht er für seine Arbeit nicht. Er arbeitet nach der alten, traditionellen Methode, macht kleine Stiche und Schnitte in die Haut und nimmt winzige Abschabungen vor. In die Wunden reibt der die Farben. Nachdem er seine Vorbereitungen getroffen hat, alles liegt griffbereit auf dem Schemel mit dem Tuch, wendet er sich nochmals der jungen Frau zu. Er steht auf, geht langsam um sie herum, betrachtet sie eingehend von allen Seiten. Sie fühlt sich unter seiner kritischen Beobachtung sichtlich unwohl. Ihr wohlig gelöste Gesichtsausdruck verschwindet, ihr Blick wird unstet, der Körper spannt sich. Sie bemüht sich konzentriert und ernst zu wirken, anders als bei dem Gehopse und Geplansche für den Fotografen. Aber ihre Angst, der tattoo artist könnte etwas auszusetzen haben oder sie gar ablehnen, ist unbegründet. Auf dem Gesicht des Meisters zeigt sich ein Lächeln, auch er kann sich den Reizen dieser Frau nicht entziehen und murmelt etwas, das sie aber nicht versteht. Der Fotograf, der sich zu den beiden gesellt hat, übersetzt. Es ist eine Anweisung, sich bequem anzulehnen, dass sie ganz ruhig und entspannt bleiben soll und sich nicht bewegen dürfe, solange er an ihre arbeite. Der Tätowierer wartet, bis die junge Frau zustimmend nickt, dann fügt er noch an, er würde Pausen machen, in denen sie sich lockern könne. Die junge Frau schaut immer noch skeptisch und so versichert er ihr noch einmal, dass sie ihm voll vertrauen könne, er habe viele Jahre Erfahrung und ihr würde bestimmt kein Leid angetan, auch wenn es ein wenig unangenehm werden könne.
Die junge Frau ist beruhigt. Sie lehnt sich zurück, mit dem Rücken an das erhöhte Kopfende der Wanne. Die Arme liegen entspannt auf deren Rand. Ihr Oberkörper ragt zur Hälfte aus dem Reiswein, auch die Hälfte ihrer Brüste, deren sanfte Hügel eine kleine Bucht bilden, einen Meeresbusen, einen Hafen und Ankerplatz im Sakemeer.

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