Theresas Versäumnis

Rückkehr nach Ruteberg

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Theresas Versäumnis

Theresas Versäumnis

Andreas

“ Monika glaubte Resa kein Wort. Hedwig Reiser bestellte schon lange keine Rohrstöcke mehr, da sie diese nur noch selten einsetzte. Die gewiefte Verkäuferin grinste nur, ohne etwas dazu zu sagen. Monika ging in einen Nebenraum, wo sie in einer hinteren Ecke das Gesuchte fand. Resa glaubte, tausend Tode zu sterben, bis Monika endlich zurückkam. Sie hielt einen stabilen Stock aus Rattan in den Händen, der Theresa Respekt einflößte. „Soll ich ihn einpacken?“ Resa fand die Frage unnötig. „Ja bitte. Das wäre mir angenehm!“ Monika lächelte eine Spur zu breit, während sie den Rohrstock in Packpapier einschlug. Resa bezahlte ihren Kauf, um dann eilig den Heimweg anzutreten. Sie fühlte sich aufgekratzt, wie seit langem nicht mehr. Resa grübelte, wann sie Hedwig besuchen sollte. Sie beschloss, den Termin nicht zu lange aufzuschieben. Nach der letzten Nachmittagsstunde klopfte sie an Frau Klements Tür. „Ich würde gerne mit der Direktorin sprechen.“ Der Sekretärin entging die Nervosität nicht, die sich nicht nur in Resas zitternden Knien spiegelte. „Ich werde sie fragen, ob sie Zeit hat. Warten sie einen Moment, Frl. Borowka.“ Hedwig Reiser war überrascht, als sie von Resas Besuch hörte. „Lassen sie Theresa herein, Frau Klement. Sie können dann auch Feierabend machen. Wir sehen uns dann morgen wieder.“ Frau Klement verabschiedete sich von Theresa, die es kaum mitbekam. Hedwig fiel gleich auf, dass die Sängerin einen länglichen Gegenstand dabeihatte. „Guten Abend Theresa, was führt sie denn zu mir?“ Resa lächelte verlegen, als sie das Packpapier löste. Hedwig staunte, da ein bekannter Gegenstand aus dem knisternden Braun auftauchte. Resa nahm den Rohrstock in beide Hände. „Ich möchte sie bitten, mein Versäumnis zu tilgen! Ich habe damals genauso viel Schuld getragen wie Magda Schreiber. Sie haben sie mit dem Rohrstock bestraft, während ich straflos geblieben bin. Ich finde das ist nicht gerecht!“

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