Tiefen und Höhen

Josie

36 32-49 Minuten 0 Kommentare
Tiefen und Höhen

Tiefen und Höhen

Gero Hard

Einfach deshalb, weil es für mich keine gab. Das Ergebnis lag absolut klar vor mir: Job weg, Wohnung weg, Geld weg. Im Grunde also der direkte Weg zurück in die Gosse. Nein, diese Aussicht war keine, die ich ernsthaft in Erwägung zog.
Wieso auch? Ich liebte Chris und Falk. Ihn, und nicht den Reichtum um ihn herum. Mit seinem Lächeln, mit seinem Gehfehler wegen der kaputten Hüfte, wegen seinem herzlichen Wesen, seiner Wärme und ..., ach die Liste könnte ich endlos weiter aufzählen. Noch in Monaco hatte ich ihm gesagt, dass ich mir Kinder mit ihm wünschen würde. Daran hatte sich seit gestern nichts geändert. Er war ja über Nacht schließlich nicht zu einem anderen Menschen geworden.
Die Villa war auch zu meinem Zuhause geworden. Sie war groß sicherlich, aber wenn wir tatsächlich noch ein oder zwei Kinder darin großziehen sollten, wäre sie schon gar nicht mehr so groß. Der Pool … tausende Menschen haben einen im Garten, niemanden kümmerte es, und wir hatten eben einen im Keller. Zugegeben etwas größer, aber wenn schon. Auto, Boot ... auch nichts Besonderes, wenn man es nicht so genau nahm. Dann war ich eben eine Unternehmergattin, was soll’s! Je länger ich über diese Möglichkeit der Zukunft nachdachte, desto mehr merkte ich, wie selbstgefällig, narzisstisch und dumm ich gewesen war!
Ich hatte mich auf eine Liege im Wellnessbereich gelegt. Genau in dieses Stück Luxus, gegen das ich so oft gewettert hatte. Der weiße Bademantel war flauschig weich. In einer Qualität, die ich mir selbst nie im Leben hätte leisten können. Vermutlich hätte ich ihn im Laden gesehen, seinen Stoff gefühlt und traurig wieder zurückgelegt, weil er nicht ansatzweise meiner Preisklasse entsprach. Und hier trug ich ihn mit einer Selbstverständlichkeit, die mich traurig machte. Traurig, weil er nur noch ein Stück mehr deutlich machte, wie ungerecht und selbstgefällig ich gewesen war.

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