und dann noch den üblichen Kittel, auf dem Rücken zu schnüren. Alles ist farblich perfekt in diesem typischen Klinik-Grün abgestimmt.
Leise öffne ich die Tür zu ihrem Krankenzimmer. Sie ist allein, wie sonst auch in ihrem Leben. Es scheint ihr Schicksal zu sein. Sie liegt auf dem Rücken, den Oberkörper leicht aufgestellt. Ihre Augen sind geschlossen. Sie sieht friedlich aus, wie ein schlafender Engel.
Neben ihrem Bett stehen zwei Monitore mit unzähligen Reglern und Knöpfen. Ein regelmäßig hüpfender Punkt flimmert über einen der Schirme und hinterlässt eine hellgrüne, gezackte Linie. Die Herzstromkurve wird vom EKG aufgezeichnet. Daneben ein blinkendes rotes Herz unter dem eine große ‚72‘ leuchtet. Nur der schrille Piepton, der ihren Puls anzeigt, zerreißt die Stille. Das sieht alles schon sehr gut, sogar fast normal aus, aber ich weiß es besser. Das Beatmungsgerät pumpt über einen Schlauch Luft in ihre Lungen. Sie atmet also noch nicht allein. Ergo ist sie auch noch nicht über den Berg.
Ich ziehe mir einen Stuhl neben ihr Bett, setze mich und sehe sie an. Sie hat feine Gesichtszüge, umrahmt von langen hellblonden Haaren, die leicht gewellt auf dem Kissen liegen. Eine süße kleine Stupsnase und sinnlich geschwungene, volle, zartrosa Lippen. Sie ist zweifelsfrei hübsch anzusehen.
Die dünne Decke, die eng auf ihrem Körper liegt, verhüllt eine schlanke Silhouette. Kurz kommen mir die Bilder ihrer entblößten Brust in den Sinn. Mittlere Größe, nicht mehr ganz so fest, aber von einer ‚Hängebrust‘ weit entfernt, mit einer gleichmäßig-schöne Form und ziemlich große Warenhöfe, wenn ich mich richtig erinnere. Wäre sie mir auf der Straße begegnet, hätte ich ihr bestimmt hinterher gesehen. Vielleicht sogar wie ein Macho gepfiffen. „Julia Julia“ flüstere ich versonnen vor mich hin, „was machst du nur für Sachen?“
Man hat uns beigebracht, dass Komapatienten im Unterbewusstsein vieles mitbekommen.
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