Ich nutze die kurze Zeit, um die Frau nach sichtbaren Verletzungen zu überprüfen. Nichts. Ok, dann kann ich mich weiter um ihr Herz und ihre Atmung kümmern.
Ihr Herz schlägt, deshalb nur die Mund-zu-Mund-Beatmung. Ihr Gehirn braucht Sauerstoff.
Dann wieder Druckmassage … 28 …29 … 30, zweimal beatmen. Wo bleiben denn nur dieser verdammte Notarzt und der Krankenwagen? Die Minuten scheinen sich wie Gummi zu ziehen.
Trotzdem Ruhe bewahren, das ist höchstes Gebot im Rettungsdienst. Jetzt nur nicht durchdrehen, das hilft niemandem. Aber ich bin ja Profi, das passiert mir nach 21 Jahren Rettungsdienst nicht mehr. Da endlich, das Martinshorn, noch weit weg, aber deutlich hörbar. Es beruhigt mich. In Kürze bekomme ich das erforderliche Werkzeug. Tragbares EKG, Beatmungsgerät, und vor allem Medikamente.
Ich mache mich groß und sehe, wie Peter aufspringt und sich dem Krankenwagen wild mit den Armen winkend in den Weg stellt und ihn damit zum Stoppen zwingt.
Eine rot / gelb gekleidete Gestalt bewegt sich schnell zu mir herunter. Ablösung, endlich. Zwei rote Koffer landen neben mir im Gras ... durchatmen.
„Herr Schüttler? Wir übernehmen jetzt die Patientin. Vielen Dank für Ihren Einsatz, der Notarzt ist auf dem Weg.“
Ich kenne das Prozedere genau und löse mich nur ungern von der Frau, die ich bis eben am Leben erhalten habe. Hier kann ich nichts mehr tun. Die Sanitäter sind Profis wie ich und ich vertraue auf ihr Können. Ich helfe ihnen noch die Patientin auf die Trage zu legen, dann bin ich zum Zuschauen verdammt. Die Ärmel ihrer Jacke und der hellen Bluse werden aufgeschnitten und eine Blutdruckmanschette an ihren Oberarm angelegt.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.