Es ist noch früh, gerade mal kurz vor 20Uhr. Aber fernsehen kann ich auch im Bett und wenn ich dann einschlafe, ist es nicht so schlimm.
Ein leises ‚Pling‘, so als hätte jemand an ein Glöckchen aus feinem Glas geschlagen, reißt mich aus dem Halbschlaf. Der Sperrbildschirm zeigt neben der Uhrzeit, 20.32Uhr auch eine Vorschau der Nachricht von Julia. „Wir müssen mal in Ruhe reden, ist das ok?“ und gleich darunter eine Sprachnachricht, die ich sofort neugierig abspiele:
„Hallo, hier ist Julia, bitte entschuldigen Sie sie späte Störung. Ich hoffe, die Kinder sind jetzt im Bett. Jedenfalls sollten sie da jetzt sein. Aber ich muss was loswerden: Ich habe meine Enkel in den letzten Jahren selten so fröhlich gesehen. Und ganz nebenbei, Sie haben einen tollen Garten und der Pool erst… traumhaft schön.
Wissen Sie, ich bekomme nur eine kleine Witwenrente, da ist es schwierig, uns drei über die Runden zu bringen.
Ich will ehrlich sein und schäme mich dafür, aber ich kann Ihnen kein Geld für Ihre Mühe bezahlen. Vielen Dank für die Bilder, sie sind wirklich schön. Gute Nacht.“
Julia Berger, wenn du jetzt hier wärst, würde ich dir ja einen Text verpassen. Aber erstens bist du es nicht und zweitens
bist du noch krank. Und dennoch musst du wissen, dass ich überhaupt nichts von dir verlange. Soll ich ihr jetzt antworten? Ja, das kann ich so nicht stehenlassen. Ich muss ihr das schlechte Gewissen ausreden, was sie zu plagen scheint.
„Hallo Julia. Ja, die Kinder sind todmüde ins Bett gefallen. Wir haben lange im Pool geplanscht und dann gegrillt.
Und übrigens: Emma lernt gerade Brustschwimmen. Will mal so sagen, es geht langsam voran, aber immerhin.
Sie sollen wissen, dass ich vom Tod Ihrer Tochter und Ihres Mannes weiß. Und ich war mit der Polizistin in Ihrer Wohnung, habe Anziehsachen für Sie und die Kinder geholt, auch noch ein paar Spielsachen. Es muss Ihnen überhaupt nicht peinlich sein, Sie machen das ganz prima mit den Kindern.
Timo 4
schreibt franzl