Timo - Kapitel 4

Eine Entscheidung

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Timo - Kapitel 4

Timo - Kapitel 4

Gero Hard

Jetzt ist die berühmte Katze aus dem Sack. Julia weiß jetzt von Sandra und mir. Danke Emma, so war das nicht geplant.

Andersherum ist es auch in Ordnung. Vielleicht gar keine so schlechte Strategie mit offenen Karten zu spielen.

So weiß jeder woran er ist und kann überlegen, wie er damit umgehen möchte.

Bei Julia habe ich ein paar Credits eingebüßt. Das war unzweideutig erkennbar. Ob es der Altersunterschied ist, oder eine aufkeimende Eifersucht, ich weiß es nicht. Es spielt ehrlich gesagt auch keine Rolle.

Wir bleiben noch etwas und spielen „Mensch ärgere dich nicht“. Vielleicht nicht ganz passend für einen Menschen mit einem schwachen Herz. Aber Julia ist mit Begeisterung dabei, als ich die Spielesammlung aus dem Rucksack ziehe.

Wir haben ihr Nachtschränkchen so gestellt, dass auch die Kinder alles gut überblicken können.

Es ist eine fröhliche Runde. Selbst Julia, die eben noch schwach auf ihren Kissen lag, lacht und freut sich, wenn sie einen meiner Steine aus dem Spiel werfen kann.

Es ist komisch, aber das Emma geplaudert hat, nagt an mir. Was muss die Frau von mir denken? Dass ich wie ein notgeiler Pavian mit der jungen Frau nackt durch mein Haus renne? Dass mir die Anwesenheit der Kinder egal ist und ich hemmungslos alles vernasche, was mir vor die Vorhaut kommt?

„Julia, ich muss das richtig stellen. Sandra und ich, es stimmt das wir … Aber es war eine einmalige Sache, wir sind kein Paar. Es hat sich einfach so ergeben. Wir hatten einen schönen Tag mit den Kindern, haben abends zusammen gesessen, und dann, naja …“

„Sie sind mir keine Rechenschaft schuldig. Hauptsache, die Kinder bekommen davon nichts mit. Das will ich nicht. Ansonsten sind Sie alt genug und ihr Männer steht doch auf so junge Dinger.“

„So ist das nicht…“

„Lassen Sie’s gut sein, ich gönne es Ihnen ja. Sie ist eine schöne Frau, also warum denn nicht.“

Damit ist das Thema fürs Erste erledigt. Obwohl ich mich ihr gegenüber noch weiter erklärt hätte. Aber stimmt natürlich, vor den Kindern mit Sicherheit kein guter Zeitpunkt.

Das Spiel schwächt sie zusehends. Immer öfter legt sie sich erschöpft zurück. Es wird Zeit, dass wir uns verabschieden, damit sie sich ausruhen kann.

Sie wird sicher noch ein paar Tage bleiben müssen, aber dass diese angeschlagene Seele dann mit den Kindern allein

klar kommen soll, kann ich kaum glauben.

Die Verabschiedung fällt unaufgeregt aus. Die Kinder haben sich dran gewöhnt, dass ihre Oma noch bleiben muss.

Umarmung hier, Küsschen da und schon ist das für sie erledigt.

 

Fortsetzung folgt in ein paar Tagen.

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Timo 4

schreibt franzl

Die Timogeschichte gehört für mich zu den ganz großen Erzählungen, die von tiefem Mitgefühl, Verantwortung für den Anderen zeugt. Timo's Haltung stellt einen hohen moralischen Maßstab dar, er könnte für manchen Orientierung sein. Der Autor setzte mit dieser Geschichte, sicher nicht nur bis zum Kapitel 4, ein literarisches Ausrufezeichen. Glückwunsch! Franzl.

Gedichte auf den Leib geschrieben