Timo - Kapitel 6

Eine Entscheidung

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Timo - Kapitel 6

Timo - Kapitel 6

Gero Hard

Egal, ob das der Mann oder die Frau erledigt. So will es das ungeschriebene Gesetz der Partnerschaft.

Wie schwierig muss das erst für eine(n) Alleinerziehenden sein, wie zum Beispiel Julia, die auch die Wochenenden noch mit Leben füllen muss. Und dann noch mit schmalem Budget, so dass nicht „mal eben“ ein großer Eisbecher, oder ein spontaner Zoo-, Kino-, oder Schwimmbadbesuch möglich ist.

Unser Frühstück ist lustig und die Laune der Kinder bestens. Fröhlich schaukeln sie mit den Beinen oder hopsen auf dem Stuhl herum.

Sie können es kaum erwarten, bis der Kakao getrunken, das Brot gegessen, und die leichte Jacke angezogen ist, damit wir ins Krankenhaus fahren können.

Julia erwartet uns schon. Zumindest scheint es so. Ihr geht es deutlich besser. Sie lacht, als sie die Kinder sieht und breitet die Arme zur Umarmung aus. Emma und Peter mit ihren feinen Antennen erfassen das sofort und laufen die letzten Schritte an Julias Bett und schmiegen sich an die Frau. Ihre kleinen Köpfe, einer links, einer rechts von ihrem, die sich in ihre Halsbeuge drücken. Julia sieht mich an, sie lächelt. Es steht ihr gut, diese leicht geschwungenen, vollen Lippen.

Ihre Gesichtsfarbe sieht deutlich gesünder, erholter aus, als noch die letzten Tage. Rosig schimmert ihre Haut und verleiht ihr dadurch einen samtweichen Look. Ich würde ihr am liebsten über die Wangen streichen. Vor allem würde ich ihr gern sagen, wie gut sie aussieht. Nicht nur jetzt, auf dem Wege der Besserung, sondern überhaupt, wie hübsch sie ist. Warum eigentlich nicht, was hindert mich daran. Jeder hört doch gern, wenn man ihm sagt, wie gut er aussieht. Ist doch auch nichts Schlimmes dabei.

„Hallo Julia, du siehst richtig erholt aus. Steht dir gut, siehst hübsch aus.“ Ich habe es noch nicht ganz gesagt, da ärgert es mich auch schon wieder. War doch wie ‚mit der Tür ins Haus fallen‘, das mit dem hübsch hätte ich vielleicht doch besser weglassen sollen.

„Danke Timo, ich fühle mich auch gut. Die sind alle sehr nett hier und helfen mir beim Gesundwerden. Und das mit dem hübsch … naja, ich hatte schon bessere Zeiten, aber vielen Dank für das Kompliment.“

„Entschuldige, ich wollte nicht so direkt sein. Aber ich bin manchmal schneller mit dem Mund, als mit dem Kopf.“

„Nein ist schon gut, ich fand’s ja süß.“

Ich ziehe mir den Stuhl ans Bett, wie eigentlich immer schon. Nur dieses Mal sitzt Julia aufrecht im Bett und hat die Kinder im Arm. Die Zwerge genießen die Streicheleinheiten ihrer Oma, auf die sie schon viel zu lange verzichten mussten.

Geduldig hört sich Julia die Geschichten von Emma und Peter an. Immer wieder erhasche ich einen Blick von ihr. Je nach Geschichte mal einen strengen, einen bösen, oder auch einen liebevollen.

Als sie hört, dass ich die Kinder teilweise neu eingekleidet habe, oder ihnen Puppe und Ball gekauft habe, gibt’s zum Beispiel böse Blicke. Für die vielen Badestunden und Ausflüge wiederum liebevolle.

Im Nachhinein betrachtet, gab es doch mehr dankbare Blicke von ihr. Manchmal werden ihre Augen sogar feucht, wenn eines der Kinder besonders leidenschaftlich von ihren Erlebnissen erzählt.

Auch Sandra kommt immer wieder in ihren Ausführungen vor. Besonders Emma hat zu der jungen Frau offensichtlich einen guten Draht gefunden.

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Es wird immer spannender.

schreibt Susanna

Ich liebe Ihre Mehrteiler!

Gedichte auf den Leib geschrieben