Timon und Eva

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Timon und Eva

Timon und Eva

Peter Urmel

Da steht Michelangelos David, der Cola-Light Boy und Robbie Williams in einer Person. Ich dachte solche Männer gibt es nur im Photoshop. Ich muss es ja wissen. Ich sehe ja täglich genug Männer. Junge, alte, dicke, dünne, nackt und angezogen, aber so einen perfekten Mann kenne ich nur von Bildern und da sind sie immer schwul. Mein Herz rast.
„Entschuldigen Sie die Störung, hätten Sie vielleicht einen Topf Sahne? Wir wollen nämlich Tortellini kochen und uns fehlt, äh, die Sahne“
Ich starre ihn immer noch an wie ein Huhn wenn’s donnert. Mund offen. Atemstillstand.
„Entschuldigung?“, fragt er vorsichtig und bewegt eine Hand langsam vor meinen Augen hin und her. Er hat’s gemerkt.
Ich habe immer noch nicht kapiert, was er will, doch wenigstens setzen meine Atmung und mein Verstand wieder ein.
Vorsichtig und langsam wiederholt er seine Frage.
Was der nur vor mir denkt. Ich bin auch eine blöde Kuh. Den ganzen Tag wickele ich Männer um meinen Finger und jetzt wo der Hauptgewinn vor mir steht, habe ich einen Totalausfall. Mein Kopf rast. Sahne? Sahne. Hab ich. Ist ihm Kühlschrank. Aber wenn er jetzt reinkommt, sieht er mein Chaos und denk bestimmt ich bin schlampig.

„Einen Moment ich hole schnell welche“ stammele ich und renne Richtung Küche. Im Kühlschrank ist tatsächlich welche. Ich nehme einen Topf, der noch nicht abgelaufen ist, drehe mich um und renne ihn fast um. Er steht genau vor mir.
„Was hatten Sie gesagt? Ich habe Sie gerade nicht verstanden.“, fragt er.
„Ich sagte, dass ich gleich zurück bin — Hier“, ich halte ihm die Sahne entgegen. Er nimmt sie ohne zu gucken. Sein Blick schweift durch meine Wohnung. Von der Couch zum Fernseher zum Bett. Wie ein Radar. Ich kann ihn nicht ansehen, ohne zu hyperventilieren. Er ist perfekt. Zu perfekt.
„Ich hoffe es ist nicht unhöflich, aber, könnte ich mir auch eine Ihrer DVDs borgen?“
Wie könnte ich ihm eine Bitte abschlagen?

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Gedichte auf den Leib geschrieben