Tja, und jetzt?

Immer noch habe ich diesen Spermageruch in der Nase. Ist es Einbildung oder kommt es von meinen Händen?
Nein, die riechen nach Seife, als ich sie vor die Nase halte.
Na gut, vielleicht nur Einbildung. Jetzt brauche ich einen Kaffee zur Beruhigung.

Als bewache sie unsere Brotbüchsen, steht Lisa immer noch am Tisch und blickt auf, als ich die Toilette verlasse.
Erwartungsvoll, mit ein bisschen Schalk in den Augen, sieht sie mir entgegen, doch ich biege zum Kaffeeautomaten ab.
Den Becher in der Hand greife ich mir im Vorbeigehen meine Brotbüchse und gehe in den Unterrichtsraum. Aus den Augenwinkeln sehe ich dabei, wie sich Lisas Gesichtsausdruck verändert. Der überlegene, schalkhafte, weicht einem verblüfften Zug. Das hatte sie wohl nicht erwartet.

Kurze Zeit später folgt sie mir und setzt sich auf ihren Platz.
Ein paar Minuten vergehen, in denen sie vermutlich hofft, dass ich mich erkläre … dann:
„Was ist, bist du jetzt beleidigt? War's nicht schön für dich?“
Eigentlich wollte ich sie für den Rest des Tages ignorieren, aber das jetzt – bringt mich in Wallung. Ich hole schon Luft für eine heftige Antwort, besinne mich aber eines Besseren:
„Beleidigt sein, nein. Auf dem Boden der Tatsachen angekommen, ja. Ich sehe ein, es war ein Fehler mich auf dich einzulassen.“
„Versteh’ ich jetzt nicht, ich …“, weiter kommt Lisa nicht, weil einer aus dem Fanklub an sie herantritt und fragt ob sie noch mal mit zur Raucherinsel geht.
Lisa sucht den Blickkontakt zu mir, scheint in meinen Augen nicht das zu finden, was sie erhofft und steht auf. An der Tür dreht sie sich noch mal zu mir um, sagt etwas zu ihrem Fan, was ich nicht verstehe, und setzt sich wieder neben mich.
Das hatte ich jetzt nicht erwartet und sehe forschend zu ihr rüber.
Keine Reaktion. Lisa verstaut ihre Brotbüchse in der Tasche und beginnt schon mal weiter an der gestellten Aufgabe zu arbeiten.
So kenne ich sie gar nicht.

Den Rest des Tages herrscht Funkstille zwischen uns, das Erstaunlichste ist für mich jedoch ihr anderes Verhalten.