Die Tochter des Herbergswirts

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Die Tochter des Herbergswirts

Die Tochter des Herbergswirts

Peter Hu

...„Du hast eine schöne Magd, guter Wirt“, ...lobte Melanos, als die Landschöne ihm die Zügel überreichte.
Das Mädchen errötete bei seinen Worten. Schüchtern lächelnd wandte sie sich ab. Scheinbar war sie derartige Komplimente nicht gewohnt...
Der Wirt lachte nur.
„Schön?“...
„Das ist meine Tochter. Seit achtzehn Sommern verschlingt sie nun mein Brot. Sie kann auch gut arbeiten. Zugegeben... Aber dass sie schön ist, hat noch niemand vor ihr gesagt. Schon seit langem versuche ich einen guten Mann für sie zu finden. Doch alle Nachbarn haben bisher nur laut gelacht, wenn ich sie in den blumigsten Worten angepriesen habe.“
„Und eigentlich haben sie doch auch Recht. Schaut sie euch nur an. Sie ist doch eher ein Knabe. Vorn flach wie ein Brett, und dazu Beine wie ein Bauernknecht. Ihr sprießen ja sogar Haare, wo sie bei einer Frau nichts zu suchen haben. Aber ihr Griechen seit ja berühmt für eure Neigung zum Knabenhaften“, ...lachte er unverschämt.
„Wenn ihr einen gutes Freigeld für sie zahlt, dürft ihr sie gern mitnehmen“, ...prustete er in geradezu bellendem Lachen heraus, ...schlechter Geschäftsmann, der er war.
...„Denn es gibt wahrlich ansprechendere Mägde, die besser fürs Geschäft sind. Eine schöne Fette wäre gut für die Wirtschaft. Dann würden mehr Kerle kommen. Und fürs Bett könnt ich sie auch vermieten. Dann würde es wenigstens im Beutel klingeln. Was die hier kostet, das bringt ihre Feldarbeit nicht ein“...
Das Lächeln des Mädchens verwandelte sich augenblicklich in tief traurige Bitterkeit. Eine solche Erniedrigung; ...noch dazu vom eigenen Vater.
Melanos war erschüttert; ...die eigene Beleidigung rückte in den Hintergrund.

„Ja, ich nehme sie auf der Stelle“, ...entgegnete er kurzerhand gerührt.
Aber es schwang auch zitternde Wut in seiner Stimme.
Damit hatte der Wirt nicht gerechnet. Er schluckte merklich und schickte die Tochter in den Stall, um des Gastes Pferd zu versorgen...

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