Er schien sich richtig darüber zu freuen, dass er dieser Schwarzfahrerin wohl gleich ein Bußgeld aufbrummen konnte. Er machte seine Rechnung ohne mich! Ich holte meinen 2 Zonen Fahrschein aus der Tasche. Dann stand ich auf und ging zu dem Mädel rüber. Ich gab ihr den Schein.
„Suchst du deine Fahrkarte? Die hast du mir doch vorhin gegeben, damit du sie nicht verlierst…!“
Das Mädchen reagierte sofort, indem sie mir das begehrte Stück Papier aus der Hand riss, um es dem Kontrolleur erleichtert entgegenzuhalten. Der blickte recht skeptisch, als traute er der Sache nicht.
„Vielen Dank, Papa! Das hab ich ja schon wieder total vergessen. Wenn ich dich nicht hätte…!“
Die Mädels kicherten, als der Bahnangestellte enttäuscht von dannen zog. Ich saß wieder auf meinem Platz, widmete mich meiner Zeitungslektüre. Plötzlich setzte sich meine, bisher unbekannte Tochter neben mich. Sie lächelte mich freundlich an. Ihr Atem roch angenehm, erinnerte mich an eine exotische Mischung aus Pfefferminzbonbons und schärferen Sachen. Sie bedankte sich bei mir:
„Sie haben mich echt gerettet! Ohne ihre Hilfe wäre ich aus der S-Bahn geflogen und hätte auch noch ein fettes Bußgeld zahlen müssen. Ich bin da etwas schusslig, vergesse öfter einen Fahrschein zu ziehen. Ich heiße Klara. Meine Freundinnen und ich wollen unsere, hoffentlich bestandene Matheprüfung auf dem Wasen feiern. Sorry übrigens, dass ich sie einfach Papa genannt habe…!“
Klaras große, braune Augen strahlten Dankbarkeit aus. Ich war mir sicher, dass sie schon einige erhöhte Beförderungsentgelte bezahlen musste. Oder ihre Eltern, was wohl wahrscheinlicher war.
„Das mit dem Papa geht schon in Ordnung, Klara! Ich bin ja auch alt genug, um theoretisch dein Vater sein zu können. Ich bin Jürgen und wir können gerne du zueinander sagen. Freut mich, wenn ich dir helfen konnte. Du solltest aber in Zukunft auf einen gültigen Fahrschein achten, sonst wird es schnell richtig teuer!
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