Dieser Mann hatte mich nun schon wieder gerettet. Seine Arme schlossen sich hinter meinem Rücken und ich spürte, wie seine Umarmung immer fester wurde. Zur Strafe musste ich ihn küssen. Meine Hände legten sich an seine Wangen und zogen sein Gesicht mit sanftem Zwang gegen meine Lippen, die diesen Moment zu einem Unvergesslichen werden ließen.
Als wir uns lösten, sahen wir uns noch lange an. Die Magie des Augenblickes war noch nicht zu Ende. Unsere Augen suchten gegenseitig in den Augen des anderes nach etwas, was ich nicht beschreiben konnte. Eine Regung, ein Gefühl, einen Hinweis … ich wusste es nicht. Nur, dass es mir fast den Boden unter den Füßen weggezogen hätte, das wusste ich.
„Du Chris, kann ich dich was fragen?“
„Klar, alles!“
„Warum tust du das, und wer ist Falk?“
„Das sind aber schon zwei Fragen. Ok, hast du heute noch was vor?“
„Ne, eigentlich nicht, warum?“
„Dann fahren wir jetzt zu mir, da beantworte ich deine Fragen, ok? Und ganz nebenbei essen wir was, ich hab einen Bärenhunger.“
„Aber mein Auto steht noch in der Firma.“
„Macht nichts. Entweder wir holen es später, oder ich bring dich nach Hause und hol dich morgen früh wieder ab.“
„Was sollen die Kollegen denken?“
„Das ist mir egal!“
„Mir aber nicht. Ich muss schließlich mit ihnen auskommen.“
Er ließ das unkommentiert, drückte mir anstelle dessen das Schlüsselbund in die Hand und zog mich wieder mit sich.
Franziska erwartete uns schon. Sie hatte den Tisch auf der Terrasse gedeckt und das Essen lange warm gehalten. Mit einem Blick erfasste ich vier Gedecke, was mich doch sehr aus dem Konzept brachte.
Chris drückte mich in einen der Rattan-Sessel und setzte sich in den daneben.
„Josi, zu deiner ersten Frage: Ich sagte dir bereits, dass ich dich schon in der Schule mochte, mich aber nicht getraut habe, dich anzusprechen. Du weißt warum. Du warst damals schon die Schönste in der Klasse und ich möchte wetten, dass das heute noch mehr zutrifft, als damals schon. Als ich dich dann so elendig auf der Parkbank gesehen habe, hat es mir das Herz zerrissen. Und ich mag es nicht, wenn es Menschen, die ich mag, schlecht geht. Dazu geht es mir zu gut. Ich habe von allem zuviel und es schmerzt mich, wenn andere zu wenig haben. Beantwortet das deine Frage?“
„Das soll heißen, du magst mich immer noch?“
„Nicht ganz, ich glaube, es ist sogar noch schlimmer geworden.“
„Du liebst mich? Aber du kennst mich doch kaum! Chris, es ist so viel Zeit seit der Schulzeit vergangen. Wir haben uns
verändert, haben unsere Erfahrungen gemacht, sind reifer geworden. Ich mochte dich damals ja auch, aber Liebe? Das war’s dann doch nicht, wenn ich ehrlich bin.“
„Erfahrungen …? Der Dreier zum Beispiel? Aber ich verstehe dich. Es ist ok.“
„Hallo Papa!“
Der freudige Ausruf gehörte zu einem kleinen Kind, das mit einem lauten Lachen auf die Terrasse gelaufen kam, auf den Schoß von Chris kletterte und sich an seinen Hals klammerte. Chris küsste ihn sofort auf die Stirn und wuschelte die Haare des kleinen Jungen.
Träume ich?
Josie
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Träume ich?
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