Träume ich?

Josie

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Träume ich?

Träume ich?

Gero Hard

Wortlos drehte er sich um und ging aus dem Büro, kam aber nach kurzer Zeit mit drei dicken Aktenordnern zurück.
„Hierin findest du erste Unterlagen zu meinem Vermögen und Versicherungen. Mach dich mit ihnen vertraut und verschaffe dir einen ersten Überblick. Wenn du Fragen hast, schreib sie dir auf, und dann treffen wir uns um vier wieder hier.“
Er gönnte mir noch einen letzten Blick, dann war ich allein und die eben noch glasklaren Scheiben wurden milchig trüb.
Mein Telefon klingelte. 'Karo' stand auf dem Display.
„Wiielst du noch Kaffää, Frau Schäferr? Ich bringe, musst nur saggen.“
Sie gab sich bestimmt Mühe möglichst ohne Akzent zu sprechen, dennoch gelang ihr das nicht. Mich störte es nicht. Es klang sogar ein wenig lustig und ich fand nett, dass sie mich gefragt hatte.
„Aber nur, wenn es keine Umstände macht und du mich ab sofort Josie nennst.“
„Gechört sich nicht bei Freundin von Scheff.“
„Ich bin nicht die Freundin vom Chef.“
„Niiecht? Und warum duzt du?“
„Weil ich mit ihm zusammen zur Schule gegangen bin.“
„Ach soooo, weche du machst unglücklich, dann wir chaben Streit.“
„Keine Sorge Karo, das passiert nicht.“
„Weißt du, chabe ich in seine Auge gesechen. Er mag dich.“
„Immer noch? Er hat mir gestern gesagt, dass er in der Schule in mich verknallt war.“
„Iist noch immer so, ich weiß… bringe gleich Kaffää.“
Sie hatte sich gemerkt, wie ich ihn trinke. Er war perfekt und ganz besonders aufmerksam war der kleine Keks, der auf
der Untertasse lag. Ich mochte diese Frau sofort. Ihre offene, ehrliche Art gefiel mir. Rührend, wie sie sich um Chris Sorgen machte. Bei ihm Zuhause übernahm Franziska ganz nebenbei die Rolle der Aufpasserin, hier war es Karo.

****

So in die Akten vertieft, hatte ich nicht bemerkt, dass es bereits kurz nach vier war. Leicht erschrocken zuckte ich zusammen, als das Milchglas wieder klar wurde und Chris in mein Büro kam. Die Zeit war unbemerkt an mir vorbeigerauscht.

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