Einerseits fühlte ich mich geschmeichelt, dass so ein Erfolgs- und stinkreicher Mann sich für mich interessierte. Mir den Hof machte, mir jeden Wunsch erfüllte, mir einen Traumjob und eine Traumwohnung beschaffte. Ich dachte darüber nach, wie ich mich ihm gegenüber bisher verhalten hatte und wie ich das in Zukunft halten wollte. Musste ich mir ein Fehlverhalten vorwerfen lassen? Bisher nicht, dachte ich, weil ich mich doch bislang immer anständig zurückgehalten hatte.
Andersherum, fühlte ich mich bedrängt und sollte vielleicht besser wieder das Feld räumen? Oder konnte ich sogar viel besser damit leben, als ER dachte. Seine Nähe störte mich nie, früher nicht und jetzt erst recht nicht, auch, wenn er mir so manches Mal ziemlich dicht auf die Pelle rückte.
Selbstverständlich bemerkte ich die Unterschiede, wie er mit mir, oder den anderen Kollegen der Chefetage sprach und fühlte mich entsprechend geschmeichelt.
Auch wenn die Abteilungsleiter ein wenig distanziert blieben, kam ich mit allen gut aus und bekam alle Informationen, die für meine Arbeit wichtig waren. Je mehr ich davon bekam, desto müder wurde ich. Halb 9 bis halb 5 war schon lange nicht mehr mein normaler Arbeitstag. Ok, mich trieb auch nichts nach Hause, aber oft wurden es 10-oder sogar 14-Stunden-Tage.
Chris entging das natürlich nicht und überraschte mich, wenn es mal wieder später wurde, mit einer bestellten Pizza, ein paar Nudeln oder etwas Leckerem vom Chinesen. Dann flegelten wir uns zusammen auf die Ledercouch in seinem Büro und benahmen uns wie ein Paar, das sich schon eine Weile kannte. Es fühlte sich gut an, auf eine Weise, wie ich sie seit Thomas nicht mehr kannte. Mir war bis dahin nicht klar, dass ich es überhaupt vermisst hatte. Wie sehr aber doch, wurde mir in solchen Momenten bewusst.
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Ich begann langsam wieder zu leben an. Die Lohnzahlung und die eigene Wohnung ließen mich wieder durchatmen.
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