Er rannte, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen, die Treppe hinunter, klammerte nur Sekunden später an meinen Beinen und vergrub sein Gesicht in meinem Schoß.
Chris kam wenig später durch die Tür und beobachtete das Schauspiel. Vielleicht hätte er selbst nur zu gerne seine Nase und seine Zunge an das Bermuda-Dreieck gesteckt, an dem das Gesicht seines Sohnes gepresst war. Ich wusste es nicht genau, aber sein Blick war einzigartig, väterlich-liebevoll, gewürzt mit einem Schuss anzüglichem Grinsen.
„Wenn er dir zu aufdringlich wird, musst du ihn auf den Arm nehmen, dann kriegst du bestimmt noch einen Kuss von ihm!“, grinste Chris.
„Hallo Tante Josie!“ Wie süß er 'Josie' sagte, mit weichem 'J' und nicht wie die anderen, mit dem harten 'D' vorne dran, 'Dschosie'. Wenn er nicht sowieso schon mein Herz gewonnen hätte, spätestens jetzt wäre es so weit gewesen.
„Hallo, kleiner Mann, hallo Chris!“
„Ich bin schon groß, Tante Josie.“
„Das stimmt, hatte ich vergessen, bitte entschuldige großer Falk.“
Damit lachte er und lief vor uns ins Haus. Chris hatte sich den Platz neben mir nicht nur erobert, sondern auch redlich verdient. Kurz drückte er mich und gab mir zur Begrüßung einen Schmatzer auf die Wange. Dann legte er seinen Arm um meine Hüfte und schob mich mit sanftem Druck ins Haus.
„Wir wollen eigentlich gleich los. Hast du Badesachen dabei?“
„Ja, hattest du doch gesagt.“
„Super. Umziehen kannst du dich auf dem Boot. Franzi hat eine Kühltasche mit leckeren Sachen vorbereitet.“
Alleine wäre ich wohl in das Haus 'geschritten', langsam und versucht, möglichst wenig Krach dabei zu verursachen. Für Chris kam das nicht in Frage und für Falk erst recht nicht. Der krakelte nach Franzi, tobte, hüpfte und sprang durch die Halle. Neben mir Chris, der einen strammen Schritt drauf hatte und mich direkt über die Terrasse in den großen Garten schob. Über die große Rasenfläche, auf der ich mit Falk gespielt hatte, ein paar verwinkelte Kieswege entlang, bis wir vor einem Steg standen, an dem ein Boot in den leichten Wellen dümpelte, das für mich eher wie ein richtiges Schiff aussah. Eine Yacht musste man wohl richtigerweise sagen. Eine, wie es sie gerade in diesem Teil des Wannensee’s öfter zu sehen gab. Ich würde sie auf rund 10m Länge und 3m Breite schätzen. Und das, was aus dem Wasser nach oben ragte, war bestimmt auch etwa 3 bis 4m hoch. Nun war ich keine Meisterin im Schätzen und musste zugeben, dass ich keinen entsprechenden Größenvergleich vor Augen hatte, aber der weiße Rumpf mit den hölzernen Aufbauten wirkte auf mich majestätisch und edel. Galant half Chris mir über die schmale Platte, die auf das Boot führte.
Träume ich?
Josie
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Träume ich?
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