Traum einer Rechtsanwaltsgehilfin

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Traum einer Rechtsanwaltsgehilfin

Traum einer Rechtsanwaltsgehilfin

Ferdinand Freiherr von der Ferne

So wie der Vorhang sich hebt und ich hineinsehe, in dieses Meer männlich leuchtender Augenpaare, starr vor Erwartung, funkelnd vom Scheinwerferlicht, bin ich nicht mehr ganz ich, nicht mehr für mich, so dann für euch – ihr gierig glotzende Masse von einzeln abgeklemmten Wunscherfüllungen. Sündhaft dreckigen Wunscherfüllungen! Kommt also ruhig näher, ein Stück noch, und seht her, seht mich an und weidet eure schamlosen Blicke an dem, was ich euch von mir zeige. Mein Glitzerkostüm, meine grelle Schminke und mein leuchtroter Mund kommt schon euren Erwartungen entgegen, ja? Und wenn ihr meinen schlanken Körper seht, mit dem so schön geformten vollen Busen – wem wird es da nicht eng? Wie jetzt, wo ich euch alle der Reihe nach, lüstern und herausfordernd anschaue, als wolle ich jeden von euch einzeln verführen und euren geilen Wünschen zu Willen sein – pfui, was geht bloß in euren Köpfen vor? Eure Frauen möchte ich sehen, sofern ihr eine habt, dünn und ewig genervt, oder die Figur ausgelatscht; alle Durchschnitt, alle Mittelmaß wohl, so wie ihr selbst. Hier, seht, wie ich für euch mein Glitzerkleid abstreife, langsam, im schwülen Rhythmus der Musik, seht, wie ich dabei meine Oberlippe mit der Zunge benetze und die Augen dabei halb schließe, nur. Ja, auch du, du feister Sack mit Glatze, schwitzt und stierst wie ein Hammel; hast wohl ein hübsches Konto und bildest dir ein, es macht dich attraktiv! Könntest du nur einmal offen hören, wie eine schöne Frau über dein Äußeres denkt. Nur zu, sieh mich an, jetzt, wo nur noch Dessous an mir haften; du liebst doch Strapse, du magst doch schwarze Strümpfe. Denk jetzt nicht an die hautfarbenen Strumpfhosen deiner Alten in Übergröße! Nein, sieh her, ich dreh mich jetzt um – welch ein Arsch, was?
Der Rhythmus greift, weiter, langsam, Tango –
Ich beug mich nach vorn. Das Höschen herunterziehen, schon mal reinschauen, was?

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