Die Überführung

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Die Überführung

Die Überführung

Jane

Ballett, Freundinnen, Ballett.
Und nun sitzt sie hier im Auto und schaut sich die rasante deutsche Landschaft aus nur einem Grund an: Der Fußboden des Ballettsaales wird erneuert. Drei lange Wochen schon. Klara kann sich nicht entsinnen, sich in ihrem Leben jemals schon so gelangweilt zu haben.
Und deshalb sitzt sie nun tief im pechschwarzen Leder und freut sich auf einen Kakao mit Sahne in der Passauer Altstadt, nur um dann wieder zurück in die mecklenburgische Seenlandschaft zu düsen.
Viel zu erzählen haben sie sich nicht, die beiden. Sie wissen ja auch schon das meiste voneinander, man kennt sich halt wie das Holz im Wald. Sie haben schon gefühlte Jahre an den Seen der Umgebung zugebracht, schweigend, Sonne tankend und die Wolken beobachtend. Bis entweder Daniel zum Fußball aufbrach oder Klaras Papa sie abholte, um sein Töchterchen zur nahegelegenen Ballettschule zu fahren. So ist das Leben auf dem Lande, wenn alle Bauern aus Zeitnot ihre Viecher aufgegessen haben und nun einem nine-to-five-Arbeitsverhältnis nachgehen.


Nur heute ist für Daniel irgendetwas anders. Es fühlt sich anders an. Sonst würde ich es Euch auch nicht erzählen. Aber unser Daniel weiß noch nicht, was sich verändert hat. Aber er hat ja noch gut 400 km Autobahn, um darüber nachzudenken.
Neben ihm sitzt jedoch ein hinreißendes Geschöpf im geblümten, seidenen Sommerkleidchen und durftet nach ... - , ja nach was? Daniel überlegt. Bilder aus seiner Kindheit rauschen durch die Steckverbindungen im Kopf. Er sieht Matchbox-Autos, Überraschungseifiguren, den Inhalt einer Physikbaukastens, alles durcheinandergewirbelt auf einer Wiese – und:
„Veilchen.“
„Veilchen was?“ Klara blinzelt ihn aus ihren Träumen gerissen an.
„Du riechst nach Veilchen.“
Eine kurzfristig hochgezogene Augenbraue verläuft sich in einem bezaubernden Lächeln. „Das riechst Du? Ein Geschenk meiner Schwester!“ Klaras Augen strahlen.

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