„Mein Lieblingsparfum, riech mal!“
In null Komma nichts hat sie sich aus dem Gurt gewunden und reckt Daniel ihren zierlichen Hals an die Nase. Seine Synapsen kollabieren in einem Veilchen-Klara-Gemisch, rien ne va plus. Jetzt weiß er, was heute anders ist. Veilchen.
So schnell wie sie unter seiner Nase klemmte, sitzt sie auch schon wieder züchtig angeschnallt im Leder und lächelt verschmitzt. Und unser armer Daniel hat fix mindestens fünf Grad Körpertemperatur zugelegt; ihm ist heiß.
Und er kommt gerade gar nicht mehr klar. In den letzten dreiundzwanzig Jahren kannte Daniel nur Fußball, Autos, Fußball, das war einleuchtend, einfach, gut verständlich. Und nun sitzt er am Lenkrad, sein Geist hat Probleme, sich über dem Lenkrad zurechtzufinden und eine verdammt harte Latte hat Probleme, sich unter dem Lenkrad zurechtzufinden. Und als er kurz zur Seite schaut, sieht er seine entzückende Nachbarin, nein, seine entzückende Klara im viel zu kurzen Kleid schelmisch vor sich hin lächeln.
Und Daniel weiß jetzt, hier hilft nur eins: Luft. Mit einem Ruck an der Einstellung dreht unser holder Junge das kleine Wunderwerk deutscher Ingenieurskunst bis zum Anschlag auf und fühlt sich sogleich wie im Cabrio. Wenn auch bisher keiner wußte, warum in ein Auto das Gebläse einer ganzen Autowaschanlage eingebaut wurde, unser Held hat es herausgefunden. Jäh wurde der süßen Klara das bisschen Stoff, das ihre Oberschenkel bedeckte, heraufgerissen und legte für einen kurzen Augenblick ein bezauberndes, glattrasiertes Fötzchen frei. Diese Nanosekunde genügte, um auch die letzten, in Daniels Denkapparat verbliebenen Blutreserven, Richtung Lenden zu pumpen. Die letzte Amtshandlung war, das Gebläse wieder herunterzudrehen und nach einigen wagen, gewarteten Augenblicken ein leises „Tttttut mir leid“ in die Richtung der Begleitung zu flüstern.
Was dem einen sein Leid...
Die Überführung
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Die Überführung
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