Übermut

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Übermut

Übermut

Johannes Seilmann

Er war mal wieder in dieser Stimmung, in der alles mögliche passieren konnte. Wenn er diese Stimmung spürte, konnte es sein, dass er im strömenden Regen zu einem Spaziergang durch den Wald aufbrach. Genauso war es möglich, dass er sich ins Auto setzte, zu seinem Lieblingswhiskyladen fuhr und wenn er zurückkam, sich mit einem guten – und leider meist teuren – Whisky auf der Terrasse am Lagerfeuer betrank. Zu anderen Zeiten war er schon nachts aufgestanden und hatte sich bei Vollmond auf dem Rasen mit dem Schlafsack hingelegt und die Sterne angesehen. Es konnte also alles mögliche passieren.
Diese Stimmung. Er konnte ihr keinen Namen geben. Es war ein bisschen gute Laune, verbunden mit einer übergroßen Sehnsucht danach, sich lebendig zu fühlen. Dazu ein Schuss Verrücktheit und nicht zuletzt der Wunsch, sich was zu gönnen. Damit war es nicht erschöpfend beschrieben, zumindest sagte es aber im Ansatz aus, wie sich das für ihn anfühlte. Er hatte schon öfter versucht, in Worte zu fassen, was er in solchen Momenten fühlte. Wirklich zufrieden war er mit keinem dieser Versuche gewesen. Und wenn er versuchen würde, dieses Gefühl jemand anderem gegenüber zu beschreiben, er wäre sicher gewesen, dass sein Gegenüber nicht im Entferntesten verstand, was er fühlte.
So oder so hatte diese spezielle Stimmung jedoch eine große Macht über ihn. Manchmal gab er ihr nach, manchmal blieb er aber auch vernünftig, atmete einmal traurig tief ein und beschäftigte sich wieder mit dem, was gerade dringender war. Er brauchte schon die Zeit und die Ruhe, dieser Macht nachzugeben, damit es ein wirklicher Genuss wurde. Denn das war jedes Mal das Ziel seiner ausgefallenen Aktionen. Es ging immer darum, sich einen Genuss zu verschaffen.

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