Überraschung in Berlin 

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Überraschung in Berlin 

Überraschung in Berlin 

Anita Isiris

Ich selber habe zurzeit mal wieder keinen festen Job, und ich musste in Berlin ein paar vertragliche Dinge mit meinem Verlag regeln, der meine Kurzgeschichten publiziert und mich gelegentlich auch bezahlt – allerdings viel bescheidener, als ich mir das am Anfang vorgestellt hatte.  

Wir lösen uns aus der Umarmung und strahlen uns an. Ich trage ein weisses knöchellanges Kleid mit einem etwas gewagten Ausschnitt… aber es ist ja Sommer. Hochsommer. Die Hitze hier knallt nur so runter, und der Asphalt und der Beton der Grossstadt reflektiert die Sonnenstrahlen. Darum fühle ich mich in weissen Kleidern am Wohlsten – sie ziehen die Hitze weniger an, bilde ich mir ein.

„Du bist bestimmt durstig, Sabrina“, sage ich als erstes zu ihr und wir begeben uns zur Rolltreppe. Ganz in der Nähe gibt es ein gemütliches kleines Café – danach werden wir in meine kleine Wohnung an der Hochkirchstrasse fahren – meine Besucherin will sich bestimmt erfrischen nach der langen Reise.

Wir setzen uns in eine ruhige Ecke, sippen an unseren Colas, und es ist genau so, wie man es oft lesen kann über Brieffreundinnen, die sich das erste Mal sehen. Während bei Sabrina und mir beim Briefverkehr die Worte nur so sprudeln, schweigen wir uns jetzt erst mal verlegen an – bis ich versuche, das Eis zu brechen und einen Stadtplan hervorhole. Sabrina ist gut gereist, sagt sie, und ich spüre ihre Freude, einmal ein paar Tage ohne Familie in einer ihr unbekannten Stadt zu verbringen, schon beinahe körperlich.  

Nach den üblichen Fragen zu unserem gegenseitigen Befinden nehmen wir die U-Bahn Richtung Alter Sankt-Matthäus-Friedhof und machen uns auf den Weg zu meiner Bleibe. Als ich erfahren habe, dass Sabrina mich in Berlin besucht, hat mich ein Glücksfall ereilt: Die Hausbesitzerin, die die Loft mit Dachterrasse im obersten Stockwerk bewohnt, hat mich gebeten, ihre Pflanzen zu giessen und mir gleichzeitig angeboten, dass ich während ihrer 8-wöchigen Abwesenheit ihre grosszügige Wohnung auch bewohnen dürfe. Ich war dort bereits im Herbst des Vorjahres – und es lebt sich da oben schon ganz anders als in meiner engen Bleibe. Sabrina würde der Blick über Berlins Dächer bestimmt auch gefallen. Es gab da eine offene, moderne Küche, ein kleines Atelier und einen grosszügigen Schlafraum mit einem gigantischen Wasserbett.  

Wir erklimmen die 4 Stockwerke zu meiner Wohnung – und Sabrina steht die Enttäuschung schon ins Gesicht geschrieben. „Aber wie können wir denn hier zu zweit…?“, ist ihre erwartete Frage. „Komm mit“, sagte ich und lege ihr die Hand auf ihre nackte Schulter. „Noch eine Treppe nach oben. Du wirst staunen, meine Liebe“.  

Mir gehen die Augen über. Meine erste Enttäuschung über die doch recht kleine Wohnung Anitas weicht einem Wohlgefühl und einer Vorfreude auf die nächsten Tage.

Die ganze Anreise über hatte ich Zweifel, ob es wirklich richtig war, zu Anita zu fahren und sie persönlich kennen zu lernen. Sie hatte mir damals auf eine Nachricht geantwortet. Aus einer Laune heraus hatte ich ihr geschrieben. War sie mir doch von einigen ihrer Geschichten bekannt, die ich im Internet gelesen hatte. Ich war neugierig gewesen auf die Frau, der es gelang, mich mit ihren Gedanken und Worten in Erregung zu versetzen, ja, mich dazu zu bringen, dass meine Hand ihren Weg in meine Hose oder unter meinen Rock fand. Einmal sogar in meinem Büro.

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