Von einem Tag auf den anderen musste ich eine Firma mit 23 Angestellten leiten. Obgleich ich nie so werden wollte wie mein Vater.“
„Hatte dein Vater nicht einen Malereibetrieb? Was ist daran so schlecht?“
„Magst du einen Kaffee?“, fragte Uli sie übergangslos, was bei Ria einen leichten Schock auslöste, sie konnte nur nicken.
„Ok, setzt dich so lange ins Wohnzimmer!“
„Ich komme lieber mit zu dir in die Küche, möchte in deiner Nähe bleiben.“
Die Küche, wahrscheinlich von seiner Mitter einmal liebevoll eingerichtet, sah jetzt wie ein Schlachtfeld aus.
„Entschuldige, ich hatte noch keine Zeit aufzuräumen!“
Während Uli sich um den Kaffee kümmerte, begann Ria automatisch das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine zu räumen. Frauen haben ein Gespür dafür, so etwas zu machen. Unter der Spüle fand sie Taps für den Spülgang.
„Was hast du denn gelernt, dass du einfach so eine Firma leiten konntest?“, fragte sie beiläufig.
Uli, der gerade dabei war Kaffeebecher auf den Tisch zu stellen, hielt in seiner Bewegung inne und schaute sie an. „Du weißt doch, was ich immer werden wollte? Darüber haben wir doch oft gesprochen! Du wolltest Fotografin werden und ich Pilot und was ist daraus geworden? Ich wurde ein begnadeter Fliesenleger und was bist du geworden?“
Ria, die sich gerade über die geöffnete Klappe des Geschirrspülers beugte und ihm so einen kurzen Einblick in ihr Dekolleté gewährte, sagte, ohne dass sie zu ihm aufblickte: „Ich bin das geworden, was ich immer werden wollte!“
„Du bist Fotografin geworden?“, fragte Uli überrascht. „Das nenne ich mal zielstrebig!“
Ria hatte sich aufgerichtet und Ulis Blick konnte sich nicht von den sanften Rundungen lösen, deren Ansätze er eben noch gesehen hatte. Er fühlte eine eigenartige Erregung in sich aufsteigen und mit zittrigen Fingern setzte er den Kaffeebecher auf den Tisch und machte einen Schritt auf Ria zu.
Aber auch Ria zog es zu ihm hin!
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.