Die Renovierung war fast abgeschlossen, Ria war gerade am Fenster putzen, weil am nächsten Tag der Teppichboden und im Flur Laminat verlegt werden sollte, als es klingelte. Etwas genervt, weil sie niemanden mehr erwartet hatte, trocknete sie sich kurz die Hände ab und öffnete mit dem Summer die Eingangstür und wartete bis der Besucher die zwei Etagen erklommen hatte.
Schon am Keuchen erkannte sie ihre Mutter.
„Was willst du denn hier, ich bin gleich fertig!“, sagte sie und begrüßte ihre Mutter mit Küsschen.
„Es ist wichtig! Komm las uns reingehen!“
Als Ria die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, fragte sie ihre Mutter: „Was ist so wichtig, dass du dich mit dem Bus auf den Weg machen musst?“
Ihre Mutter kramte in ihrer Handtasche und zog einen Brief hervor und reichte ihn ihr. „Von wem ist der?“, fragte Ria.
„Von Uli und du solltest ihn lesen!“
„Ich will von dem nichts mehr wissen!“
„Ließ ihn, es erklärt vieles. Er liebt dich sehr und er war noch nie verheiratet und hat auch keine Kinder.“
„Woher weißt du das?“
„Er war vor zwei Stunden bei mir und hat mir alles erzählt. Er versteht nicht, warum du auf einmal so reagiert hast? Ließ den Brief und wenn dir noch etwas an ihm liegt, geh bitte zu ihm, das bist du ihm schuldig!“
Ria war wie betäubt. Alles in ihr sträubte sich den Brief zu lesen. Auf der anderen Seite hatte sie in den letzten Tagen häufiger über die Situation in seinem Haus nachgedacht und es wurde ihr bewusst, dass sie vielleicht auch Überreagiert hatte. Sie ging nachdenklich in ihr zukünftiges Schlafzimmer und setzte sich dort auf einen der Farbeimer, die die Maler hatten stehen lassen. Mit zitternden Fingern öffnete sie den Brief und überflog die wenigen Zeilen.
Dann sprang sie auf und ging zu ihrer Mutter: „Komm, ich bringe dich eben Nachhause und dann fahre ich zu Uli!“
„Fahre sofort zu ihm, bitte!“
„Nein, ich möchte erst noch kurz duschen, bin so durchgeschwitzt.“
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