Es war, als wäre das Einseifen ein Ritual. Ein Ritual, in dem ich ihrem Körper huldigte. Und der Magie der Berührung. Ich genoss es, den weichen Schaum des Duschgels über sie zu verteilen und dabei jeden Quadratzentimeter ihres Körpers kennenzulernen, zu berühren.
Als sie sich revanchierte, stand ich einfach nur regungslos dar. Sog jede Berührung in mir auf. Ich wollte einfach nur fühlen. Alles an Gefühlen wahrnehmen, was ich konnte. Der leichte Kokosduft des Duschgels, das sanft herunterströmende Wasser der Dusche. Erikas sanfte Hände. Ihre liebevollen Berührungen. Die Zärtlichkeit, die in der Luft lag.
Als wir beide schon längst ganz sauber abgeduscht waren, standen wir einfach nur in einer Umarmung da. Unsere nackten Körper berührten sich. Überall. Ihre Brüste an meinen. Ihre Schenkel an meinen. Unsere Hände ineinander verschränkt.
Langsam lösten wir uns, sahen uns tief in die Augen. Es war der Moment des Abschieds, das wussten wir. Unsere Hände hielten sich noch ein bisschen fester. So als wollten unsere Körper nicht voneinander lassen. Aber es musste zu einem Ende kommen.
Noch ein letzter Kuss. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände, während ich meine Hände um ihre Taille legte. Wir berührten die jeweils andere wie ein zerbrechliches Geschenk, das wir vor allem Unheil der Welt bewahren wollen. Ein letzter Kuss, in welchem wir der anderen nicht nur unsere Gefühle, sondern vor allem unsere Dankbarkeit ausdrückten. Dass wir diesen einen Moment teilen durften. Dass wir den Körper der anderen so intensiv spüren durften. Dass wir für uns eine Lösung gefunden hatten, diese Magie auszuleben.
Als wir das Wasser abstellten, wussten wir, dass dies für uns ein Ende bedeutete. Jede trocknete sich schnell ab, zog sich an.
Dann kam der Abschied. Unsere Hände hielten sich länger fest als nötig – als könnten wir die Zeit anhalten oder diesen Moment einfrieren. Ihre Augen suchten meine; sie waren voller Dankbarkeit und einer Traurigkeit, die mich beinahe überwältigte.
„Ciao“, sagte sie schließlich leise – fast flüsternd.
Ich wollte etwas sagen – irgendetwas –, aber meine Kehle war wie zugeschnürt. Also nickte ich nur stumm und sah ihr nach, wie sie ging … bis die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
Sie verschwand aus meinem Leben, wie sie es angekündigt hatte, aber nicht aus meinen Gedanken.
Ja, ich denke noch oft an diese paar Minuten unter der Dusche mit Erika. Ihre warme Haut. An den Duft des Duschgels. Auch wenn wir keinen Sex hatten, war es eine der sinnlichsten Erfahrungen, die ich jemals hatte. Und auch, wenn es wirklich nur bei dem einen Mal blieb – ich bereue es bis heute nicht. Weder, dass ich zugesagt habe, noch dass ich mich danach nie bemüht habe, sie erneut zu sehen.
Für mich war Erika ein Beweis dafür, dass das Leben so viel Unerwartetes, so viel Magisches bereithält. Und gerade, weil ich der Meinung bin, dass Erika ein Geschenk des Schicksals an mich war, habe ich noch niemandem von ihr erzählt. Denn das Teilen dieser Erzählung, das könnte die Magie des erlebten Moments zerstören.
Aber Dir, der Du dies nun gelesen hast, Dir vertraue ich, dass Du Dir vorstellen kannst, was ich damals gefühlt habe. Wie erregend es war. Wie schön. Wie vertraut. Und wie zärtlich. Und wie dankbar ich bin, dass ich es damals gewagt habe, dieses wunderbare Geschenk anzunehmen, das mir das Schicksal gemacht hat.
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