Ungefilterte Fantasie

Dabei weiß sie nichts über mich und ich noch weniger über sie – denn ich weiß nicht einmal, wie sie ihren Kaffee üblicherweise trinkt. Auch weiß ich nicht, welche Musik sie am liebsten hört. Ob sie gerne in Kino geht, ob sie ein Serien-Junkie oder doch eher ein Bücherwurm ist. Doch all dies ist mir egal. Denn eines weiß ich genau – und zwar, dass ich sie will. Dieses Wollen ist heimlich und doch so sehnsüchtig, ja, von einer Intensität, die mich erschreckt und gleichzeitig auch berauscht.

Und wenn ich abends im Bett liege, während mein Mann schon längst schläft, ist es nicht seine Hand, die ich mir auf meiner Haut vorstelle. Es sind Leas Hände, ihre Lippen, ihre Nähe, die mich in meinen Fantasien heimsuchen. Ich möchte so gerne wissen, wie sich eine andere Frau anfühlt. Wie es sich anfühlt, wenn zarte weibliche Hände meine Brüste liebkosen oder in meine Vagina eindringen. Die einzigen Hände einer Frau, die mich bislang so zärtlich und fordernd berührt haben, waren meine eigenen. Aber ich möchte wissen, wie es sich anfühlt, wenn es die Hände einer anderen Frau sind, die mich so berühren. Die mich zum Kommen bringen.
Nein, das ist nicht ganz ehrlich. Ich möchte wissen, wie es sich anfühlt, wenn es Leas Hände sind. Wenn sie nicht meine Hand berühren, sondern ganz andere Stellen an meinem Körper. Ich möchte wissen, wie es ist, wenn sie mir über die Haut fahren – und dies nicht nur für den Bruchteil einer Sekunde am Handgelenk.

Als die Fantasien begannen, dachte ich, dass ich daran interessiert wäre herauszufinden, wie es sich anfühlt, wenn man mit anderen Frauen schläft. Oder auch, wie man mit anderen Frauen schläft. Rein technisch und praktisch gesehen. Wie man sie befriedigt. Wie man sie dazu bringt, ihre Lust aus sich herauszuschreien.
Aber ich musste feststellen, dass dies nicht der Fall ist. Es sind nicht die Frauen, die mich reizen. Es ist Lea. Nur Lea. Ich möchte nur wissen, wie es ist, mir ihr zu schlafen. Was ihr Lust bereitet. Was sie dazu bringt, dass sich klitschnass und vor Geilheit schreiend in den Bettlaken zu winden.