Ungefilterte Fantasie

22 7-12 Minuten 2 Kommentare
Ungefilterte Fantasie

Ungefilterte Fantasie

Chloé d'Aubigné

Wenn ich die Zeit dafür habe, mich so richtig schön von meiner Fantasie hinzugeben, beginne ich ganz romantisch.
Ich stelle mir manchmal vor, wie es wäre, wenn Lea mich eines Tages einfach fragen würde, ob ich sie nach der Arbeit abhole. Oder ob ich nicht mal nach Feierabend im Café vorbeischauen möchte, wenn die letzten Gäste gegangen und die Tische leer sind. Vielleicht würde sie mir vorschlagen, gemeinsam essen zu gehen, irgendwo, wo uns niemand kennt. Und danach ins Kino, wie bei einem richtigen Date.

Allein der Gedanke daran lässt mein Herz schneller schlagen. Es ist so lange her, dass ich ein echtes Date hatte – eines, bei dem ich nicht schon vorher wusste, wie der Abend enden würde, weil das Leben längst seinen festen Rhythmus gefunden hat. Mit meinem Mann bin ich glücklich, ja, aber wir haben so früh geheiratet. Ich habe kaum Erfahrungen gesammelt, weder mit Männern, noch mit Frauen. Und manchmal frage ich mich, wie es sich anfühlen würde, wieder so begehrt zu werden, dass jemand alles für einen Moment mit mir riskieren würde. Nicht als Ehefrau, nicht als Mutter, nicht als Partnerin, sondern einfach nur als Frau. Als Liebhaberin.

Ich frage mich, ob mein Mann vergessen hat, dass ich auch diese Seite habe. Oder ob er sie je wirklich gesehen hat. Vielleicht habe ich sie selbst zu lange verborgen, unter all den Schichten aus Alltag, Verantwortung und Verlässlichkeit. Aber in meinen Fantasien, wenn ich an Lea denke, bin ich wieder diese Frau. Ich stelle mir vor, wie sie mich ansieht, wie sie mich berührt, wie sie mich begehrt – und ich genieße es, auch wenn es nur in meinem Kopf geschieht.
Ja, ich stelle mir vor, dass wir uns bereits im Kino näherkommen. Erst sind es nur ihre Finger, die erst über meine Handfläche fahren und dann erst den Unter- und dann den Oberarm hochwandern würden. Schließlich kommen sie in meinem Gesicht an. Dort streichen sie mir sanft über die Wange, drehen mein Gesicht ganz zärtlich in ihre Richtung und dann, dann kommt es endlich dazu, worauf ich so lange gewartet habe, nämlich zum ersten Kuss. Unsere Münder verschmelzen miteinander, unsere Zungen lassen sich auf ein Spiel ein. Und ich bin begeistert davon, wie weich sich ihre Lippen anfühlen. Wie leidenschaftlich ihre Küsse sind. Wie anders es sich doch anfühlt als all das, was ich von meinem Mann kenne. Wie schnell ich so feucht werde, sodass ich schon auslaufe.

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Einzigartig

schreibt Aladina

Chloé schreibt so gefühlvoll und sanft lustanregend wie niemand sonst bei erozuna - einfach enzigartig Regina

Das gleiche Geschlecht?

schreibt SvenSolge

Eine wunderschöne Geschichte. So gefühlvoll geschrieben, wie es oft nur das Leben schenken kann.

Gedichte auf den Leib geschrieben