Das trifft mich wie ein Messerstich.
„Wenn ... wenn das so ist, warum hast du nie etwas gesagt?“
„Oh, glaub mir, das habe ich! Mehrfach habe ich Andeutungen gemacht. Aber ich bin immer nur auf taube Ohren gestoßen.“
Ich kann mich beim besten Willen an nichts dergleichen erinnern.
„Und dann habe ich es irgendwann aufgegeben. Dabei wollte ich auch mal andere Sachen ausprobieren, Ausgefalleneres halt. Irgendwas Verbotenes, Sex im Freien, einen Dreier, oder Vierer, was weiß ich! Kinky Kram, vielleicht mal in den Swingerclub. Aber Schluss mit diesem furchtbaren 0815-Gebumse, samstags nach dem Sportstudio, vorm Schlafengehen, rein raus, fertig und gute Nacht. Ich weiß, wir haben oft über Sex gesprochen, aber dabei ging es immer nur um dich. Und nur darum, wie oft wir’s tun. Es ging nie um mich, um meine Bedürfnisse. Es ging nie um Qualität, immer nur um Quantität.“
Eine ganze Weile liegen wir schweigend nebeneinander. Ich decke uns zu, es ist kühl im Zimmer. Und ich beginne zu begreifen. Sie hat Recht. Ich habe immer nur von mir geredet. Und ja, ich war ein Stück weit einfallslos, aber nur, weil ich dachte, sie würde nicht auf diese Sachen stehen. Ich wollte nie zu viel fordern, hätte nie im Leben geglaubt, dass sie auf Kinky Kram, wie sie das nannte, abfahren könnte. Ich wollte der Frauenversteher sein, die „gute“ Version Mann. Und dachte, damit würde ich alles richtig machen.
Nach einer Weile sagt Sonja: „Dieser Moment vorhin, mit Jana, das hat mich auch wachgerüttelt. Es ist ja wirklich nicht nur deine Schuld. Zum Reden gehören immer zwei. Und ich war offenbar nie deutlich genug.“
Sie streichelt mir über die Haare. „Lass es uns nochmal versuchen. Das ist vielleicht wirklich unsere letzte Chance. Du weißt jetzt, dass ich nicht das „brave“ Mädchen bin, das du vielleicht in mir gesehen hast. Und ich hab‘ gesehen, dass du auch anders kannst.“
Wir küssen uns lange.
„Hast du vorhin was von einem Dreier gesagt?“, frage ich und lächle sie an. „Vielleicht bietet sich genau hier die Gelegenheit dazu. Wir können ja mal unsere Fühler in Richtung dieser untervögelten Gattin diese Finanzvorstandes ausstrecken. Wie hieß die nochmal? Jana, glaube ich...“
Sonja grinst mich an und hat kurz drauf ihre Hand an meinem besten Stück. „Ich denke, das ist eine ausgezeichnete Idee. Aber jetzt will ich erst nochmal so richtig rangenommen werden. Und zwar von hinten. Und mit hinten meine ich: ganz hinten.“
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