Meine Frau und ich haben oft über dieses für mich so drängende Problem gesprochen, und es gab danach immer kurze Momente der Besserung, aber die Abstürze fühlten sich für mich hinterher nur noch schlimmer an. Enttäuschung reihte sich an Enttäuschung. Dabei liebe ich meine Frau über alles – eine Trennung war für mich deshalb bisher noch nie ein Thema. Wir haben ernsthaft darüber nachgedacht, eine Paartherapie zu machen. Leider sind die Wartezeiten astronomisch, den frühestmöglichen Termin bei der Therapeutin unserer Wahl wäre im August kommenden Jahres.
Jetzt sind wir erst einmal in Österreich, im Adults Only Romantikhotel. Ich habe in meinen Koffer eine homöopathischen Menge Hoffnung eingepackt, aber zur Sicherheit auch so viele Sportklamotten wie die gesamte Olympiamannschaft der Schweiz – bei den Winterspielen. Wenn schon kein Sex, dann schon viel Sport. Trotzdem habe ich zur Juniorsuite, die ich für sieben Tage gebucht habe, alles ausgewählt, was das Hotel an Specials zu bieten hatte: das romantische 5-Gänge-Menü mit Begrüßungssekt, des Pyjama-Frühstück im eigenen Bett mit Champagner und ofenwarmen Croissants, den „Private Spa“ Whirlpool mit Candlelight und mediterranen Häppchen (für 90 Minuten), die Paarmassage mit Meersalz und Lavendelöl und die „Süße Versuchung“, eine sinnliche Pralinen-Degustation mit 20 % Rabatt auf den anschließenden Kauf.
Die ersten drei Tage verliefen wie erwartet. Wir haben viel geschlafen, sind viel gewandert, trotz Nieselregen, Nebel und matschbraunem Laub auf regennassen Straßen. Wir haben viel sauniert und ich habe viel Sport gemacht. Und wir hatten jeden Tag ausgefallenen Sex. Montags ausgefallen, dienstags ausgefallen, ... ich würde lachen, wenn’s witzig wäre. Das Dinner und den Whirlpool (für 90 Minuten) haben wir auch schon abgehakt. Das Essen war sehr gut und unsere Stimmung gelöst. Vielleicht hätte sich da etwas ergeben, aber ich hatte zu viel Wein und bin sehr schnell eingeschlafen. Und habe wohl die ganze Nacht geschnarcht wie ein Wasserbüffel, was Sonja mir den nächsten Tag mit rot umränderten Augen vorgehalten hat. Die Whirlpool-Nummer war strange. Wir mussten uns wie zu einer Behandlung im Spa-Bereich melden, wurden in einen Raum geführt, in dem eine runde Badewanne für zwei Personen vorbereitet war, Rosenblätter im Wasser, Teelichte an den Wänden und Prosecco mit kleinen Häppchen auf Beistelltischchen.
Unsere letzte Chance
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