Er konnte den Raum ganz gut einsehen, sah, wie sich dort etwa ein Dutzend junger Frauen tummelte, die kicherten und gackerten, in Spiegel oder auf ihre Handys schauten und an ihren spärlichen Kleidungsstücken herumzupften. Sie waren aufgeregt und gut gelaunt und in ganz eindeutiger Absicht an diesem Ort. Dann kam ein Mann und betrat das Zimmer. Der Lärm verstummte, er sagte etwas zu den Hühnchen und ein paar von ihnen folgten ihm zu einer anderen Tür, quer gegenüber im gleichen Flur. Auch in diesen Raum konnte er flüchtig Einblick nehmen. Ein älterer Mann saß allein auf einem Sofa und wartete auf die Vorstellungsrunde. Die Tür wurde zugemacht und es dauerte nicht lange, bis die Hühnchen wieder herauskamen und in ihren Stall gingen, aber vermutlich fehlte die eine oder andere. Während er noch unschlüssig herumstand und sich umsah, hatte sich der Hotelangestellte an ihn gewendet und ihn freundlich gefragt, ob er bestimmte Wünsche habe. Die hatte er schon, aber dann überlegte er, dass ein Aufenthalt in diesem Luxushotel und eine Stunde mit diesen Damen vermutlich sein Budget arg strapazieren würde und er lehnte dankend ab. Der Mann blieb trotzdem freundlich, machte ihm weder einen Vorwurf, noch drängte er ihn, den dunklen Flur zu verlassen, aber er ging natürlich dennoch, er hatte genug gesehen, was sollte er noch länger bleiben.
An einem anderen Abend, als er schon gar nicht mehr an die Schöne dachte, die nur an Jazz interessiert war und ihn hatte abblitzen lassen, ereignete sich dann doch noch etwas, das ihm fast das Vergnügen beschert hätte, nach dem er schon so lange suchte. Es war bereits dunkel und er hatte sein Hotel, das direkt am Ufer des großen Flusses lag, verlassen um noch ein wenig spazieren zu gehen und eine Gelegenheit zu suchen, um in Ruhe ein Bier zu trinken. Er trank ziemlich viel auf seinen Streifzügen, das musste er zugeben, aber was sollte man auch sonst tun, ohne Gesellschaft, und wenn man in Gesellschaft war, erst recht.
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